Sehen und Verstehen

„Was passiert, wenn der Guru stirbt?“ fragt jemand. 

„Der Guru stirbt niemals. Der Guru ist Dein eigenes inneres Selbst. Du suchst ihn außen, und durch Gnade nimmt das Selbst Form an und manifestiert sich als „der Guru außen“ nur um Dir zu sagen „Ich bin in Dir“. Das ist der ganze Zweck des Gurus. Guru ist, was die Finsternis vertreibt. Das Wort selbst bedeutet „Das, was Finsternis vertreibt, einer, der Unwissenheit vertreibt“, antwortet Papaji  (H.W.L. Poonja) in seinem Buch  „Wach auf du bist frei“. 

Während ich diese Zeilen für meinen heutigen Beitrag lese, wandert mein Blick nach oben zum Bilderrahmen, der über meinem Schreibtisch hängt. Hier bewahre ich die Fotos all der Weisen auf, die mich auf meiner inneren Reise in den letzten 13 Jahren in irgendeiner Form begleitetet und inspiriert haben. 

Sie blicken von oben lächelnd auf mich herab und ich weine, weil ich im Zusammenhang mit der obigen Antwort von Papaji erkenne, dass Gott mir diese Wesen schickte, damit ich begreifen und aufwachen kann. Ich spüre Dankbarkeit und Freude. Ich schaue auf den liebevollen, den strengen, den grinsenden, den skeptischen, den mystischen, den bunten, den geheimnisvollen, den gütigen und den handelnden Guru. Alle so verschieden und doch sprechen sie alle aus der gleichen Quelle. Ich liebe sie alle. 

Und dann gibt es den Guru/Lehrer/Weisen, der mich heute begleitet. Der noch lebt. Ich sehe und fühle ihn überall. Wie alles um mich herum wurde er erschaffen, damit er meine Sehnsucht stillen und mich führen kann. Meine Liebe zu ihm ist unermesslich. Er ist das Schönste, was ich je gesehen habe. 

Anklagend frage ich mich, ob es normal ist, wenn man einen scheinbar fremden Menschen mehr liebt und schöner findet, als die eigenen Kinder, Eltern oder den Ehepartner? Die Antwort kam prompt: Ich würde meine Familie mit diesen Gefühlen, die ich für den Guru/Gott empfinde,  erdrücken. Er ist es, der meine Sehnsucht, mein Verlangen, meine Erwartung, meine Enttäuschung, meine Trauer, meine Angst, meine Wut, meine Liebe und meine Hingabe ertragen und damit arbeiten kann. Und dann taucht gerade eben dieses Gedicht auf: 

„An ocean refuses no river

In the ocean of my love

There is space for you,

For him, for her, for this and that

If you have touched the ocean

No point thinking of rivulets

And streams that brought you

In only becoming the salt of its

salt

Can one know the ocean. 

(Sadhguru) 

Tatsache ist jedoch auch, dass ich am Ende alle und alles so sehr lieben muss, wie den Guru, da er und jedes Objekt, welches ich sehe und wahrnehme, ich selber bin. 

Manchmal erfahre ich, dass Er mich sieht und Er Ich ist und dann gibt es kein Denken mehr. Nur Liebe und Tränen. In diesem Gefühl möchte ich mich völlig auflösen und verschwinden. Und ich werde immer ungeduldiger, wenn es nicht passiert. 

Aber anscheinend gibt es noch Rollen zu spielen, wie z.B. hier zu schreiben :-). Wenigstens sollte ich das noch fortführen bis zum Yoga-Tagebuch-Eintrag vom 11.07.2016, als Aufwachen passierte.

Der Wunsch aufzuwachen wurde 2016 von Tag zu Tag stärker und die Umstände zu dieser Zeit waren so extrem, dass sie wie ein Katalysator wirkten. Sie lösten auch Wut aus  und die schon längst tot geglaubte Angst tauchte plötzlich auch wieder auf. 

Spirituell wurde alles gesagt und alles verstanden. Ich musste mich jetzt nur noch entscheiden, ob ich bis an mein Lebensende so weitermachen oder endlich still werden möchte, um all für allemal von allen Ängsten frei zu werden. 

Tagebuch 16.06.2016:

„Heute Morgen war mir gleich nach dem Aufwachen übel. Das kommt sicher von dem Antibiotikum, das ich einnehmen muss. Sofort ergreift die Angst Besitz von mir. Später war ich alleine zu Hause. Noch mehr Angst. Ich war durch und durch Angst.

Gibt es denn gerade keinen Tag mehr in meinem Leben, der nicht mit Angst behaftet ist?

Seit letztem Jahr bin ich nur krank. Diese Wellen von Hochs und Tiefs machen mich völlig fertig. 

Mir fehlen meine Energie und meine Kraft. Ich kann kaum Sport machen. Immer gibt es irgendwelche Entzündungen oder Kopfweh. Immer Medikamente. Und doch schäme ich mich, wenn ich darüber klage. Sind es doch „nur“ die Zähne, die Nebenhöhlen oder Migräne und nichts Schlimmeres. Ich denke an die Menschen, die Krebs haben und dann fällt mir ein, dass ich mal zur Vorsorgeuntersuchung gehen sollte. Aber das Geld fehlt mir. 

Noch immer schaffen es die Gedanken, mich in die schlimmsten Krankheitsbilder zu treiben. Das macht mich wütend. Wut war schon immer mein Motor. Lange Zeit war sie nicht da und stattdessen gab es Kopfschmerzen. Ich habe das Gefühl, wenn ich meinen Frust mal rauslassen würde, hätte ich weit weniger mit Migräne zu kämpfen. 

Was für ein Kontrast: 

Auf der einen Seite ständig Zahnschmerzen, Kopfweh, Sinusitis, Allergien, Stürze, Stolpern, Schwindel, kurze Depressionen, Heulattacken, Angstzustände, Einsamkeit und 

auf der anderen Seite pure Lebensfreude, Fröhlichkeit, Erfüllung bei der Suche nach dem, wer oder was ich wirklich bin.“

Mein Auge aus dem Jahr 2023 schaut auf die letzten Zeilen dieses Eintrags und erkennt sofort, dass hier einfach nur die Verbindung zwischen diesen beiden Extremen fehlte. Die Verbindung ist Demut und Hingabe. Weil sie noch nicht vollständig gegeben waren, gab es den Wunsch nach Veränderung und Widerstand. Widerstand erzeugt Enge und Enge macht Angst. Gnade kann nur durchdringen, wenn man für ALLES und ganz offen ist. 

Tagebuch 20.06.2016:

„Gestern ist meine Kleine zu Besuch gekommen und mit ihr der heißeste Sommer, den ich je erlebt habe. 40 Grad im Schatten. Und das, wo ich die Hitze überhaupt nicht vertrage. Ich dachte, an der Nordägäis wäre es nicht so heiß. Selbst im Süden am Mittelmeer sind die Temperaturen angenehmer als hier. Was habe ich mir hier nur für einen Wohnort ausgesucht?

Die Leute im Dorf verbrennen trotz dieser Hitze noch immer draußen vor ihren Häusern Abfälle aus der Landwirtschaft – da kann man ja auch gleich noch seinen Müll, Autoreifen, Baumaterial und Nylontüten entsorgen. So muss man nicht in den Wald fahren und dort alles den Abhang hinunterwerfen, wo es im Frühjahr vom Wasser aus den Bergen mitgerissen wird. 

Weil der Wind direkt in unsere Richtung wehte, bin ich zum Nachbarn gelaufen und habe versucht zu erklären, dass es besser wäre, bei diesen Temperaturen, dieser Trockenheit und diesem starken Wind kein offenes Feuer zu machen. Natürlich bekam ich die typische Antwort, die alle in diesem Land benutzen, wenn sie keine Lust haben, nachzudenken oder zu handeln: „Bir şey olmaz“, was soviel heißt wie: „Wird schon nichts passieren“. 

Er hätte alles unter Kontrolle. Der Wasserschlauch läge ja auch hier am Haus. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass die Funken fliegen und diese allein ausreichen würden, um ein Feuer weit weg von seinem Schlauch zu entfachen. Kein Mensch kann ein Feuer bei diesen Temperaturen und Wind alleine mit einem kleinen Wasserschlauch kontrollieren. 

Dann argumentierte er, dass wir die ausgesetzten Straßenhunde füttern würden und ein anderer Hund hätte seine Tochter gebissen und daher musste er den Hund vor unserer Tür erschießen. Ich erklärte ihm, dass wir gerne darüber reden können, dies jedoch nichts mit dem Feuer zu tun habe. Dann nahm ich seinen Schlauch und löschte sein Feuer, weil er es nicht tat.

Traum heute Nacht: 

Vor mir liegen Vogeleier. Klein und doch in verschiedenen Größen. Dann fällt mir ein, dass ich einen Vogel habe und ich will ihn von oben im Haus nach unten zu mir bringen. Warum soll er dort oben alleine sein denke ich und laufe voller Freude hinauf und suche das obere Stockwerk nach ihm ab. Traum Ende. 

Ich werde wach vom Geschrei der Nachbarin. Sie telefoniert. Wie immer über Lautsprecher. Sie kommen nur in den Sommermonaten, wenn die Kinder Ferien haben. Sie sind sehr laut. 

So ist es mit dem Traum vom eigenen Haus. Kaum wohnt man drin, gibts die ersten Probleme. Nachbarn, die laut sind, Tiere die vor deiner Tür erschossen werden oder Feuer bei Hitze, so dass man Angst haben muss, dass einem das gerade fertig gestellte Haus abgefackelt wird. Ein Yogi begreift sofort. Es gibt niemals Sicherheit und nichts Perfektes. 

Um Mitternacht sind noch immer 30 Grad, so dass ich nicht einschlafen kann. Während ich hier alles aufschreibe, läuft der Schweiß. Ich versuche es so hinzunehmen, ohne mich zu beklagen oder zu ärgern. Es ist wie es ist.“

Ich versuchte noch den Traum zu deuten und fand unter dem Begriff Vogeleier Fruchtbarkeit, Wiedergeburt, Neues und sich Wandelndes. Es kündigt Zeiten der Ruhe und Besinnung an, damit alles Erlebte verarbeitet werden kann. Spirituell bedeutet das Ei die Keimzelle des Lebens und die Fähigkeit zur Vollkommenheit. 

Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich das heute lese. Alles fühlt sich an wie eine Offenbarung für das, was nur wenige Tage darauf geschehen sollte. Das Innere, das was wir sind, weiß so viel mehr, als unser Verstand. Durch meine Beiträge und das damit verbundene Lesen meines Tagebuchs sehe ich, dass in meinen Träumen, die immer spiritueller wurden, mir stets schon alles erklärt oder vorhergesagt wurde. 

Tagebuch 25.06.2016:

„Die Kleine ist wieder weg. Der Mann sitzt wieder vor dem TV. Alles wie immer :-). Nur die Hitze ist noch da. Bald soll es regnen. 

Ich habe beschlossen, die innere Reise jetzt in den absoluten Mittelpunkt meines Lebens zu stellen. Die Devise heißt: Schau und sei still. Und da ich bei dieser Hitze sowieso nichts machen kann, ist es wie immer gut so.

Ich achte sehr darauf, wann mein Geist offen und empfänglich (also ohne Angst vor Verletzungen) ist und wann nicht. 

Und plötzlich tauchte die Frage auf, was will ich eigentlich? Die Antwort kam sofort, da mir in diesem Moment mein Traum von letzter Nacht einfiel.

Traum: 

Ich sitze mit jemandem am Tisch. Wir essen. Ein großer dunkler Rabe taucht auf. Ich füttere ihn. Er will immer mehr. Ich gebe ihm die Reste. Knochen. Auch einen kleinen Schädel aus Knochen. Er will alles, was ich habe und kommt bedrohlich näher. 

Ich fühle Neugierde, Freude, Aufregung und auch etwas Angst, als er mir zu nahe kommt. 

Deutung:

Rabe in der Mythologie als Vogel, der Unglück oder Misserfolg ankündigt. Totenvogel, der uns vor etwas warnen soll. Interessant finde ich, dass er auch für die Angst vor dem Tod steht. Etwas, was mich ja fast mein ganzes Leben lang begleitete und immer verhinderte, dass ich wirklich lebte. 

Er steht aber auch für Weisheit. 

Klar ist, dass ich im Traum sowohl der Rabe als auch diejenige bin, die ihre eigenen Knochen und den Schädel (Träger des Gehirns/Verstandes) hingeworfen hat. Ich habe Ihm meinen Körper bis auf die Knochen vor die Füße geworfen, weil ich unbedingt 

AUFWACHEN WILL. 

Ja, ich schreie es heraus, wie ein Löwe:

ICH BIN WACH.

ICH BIN DAS.

ICH BIN BEREIT ALLES ZU GEBEN.“

Ich bin überzeugt davon, dass dies alles sehr wichtige Schritte waren, damit Aufwachen passieren konnte. Diese körperlichen Schmerzen, die Wiederholungen, diese Träume. Der Wille zum Aufwachen musste so stark sein, dass ich am Ende bereit war, alles zu geben, auch den Körper und den Verstand. Yoga-Übungen, Meditieren und Lesen waren nicht mehr genug. Ich war soweit. Ich habe dem Raben alles zum Fraße vorgeworfen. Alles. Es gab jetzt also mehr Aufregung und Vorfreude als Angst. 

Man darf nicht vergessen, dass Aufwachen bedeutet zu sterben. Die Illusion von Subjekt und Objekt wird aufgelöst. Es bleibt nur Leere. Dies will der Verstand/Ego um jeden Preis verhindern, denn es ist auch sein Tod. Hierfür muss man also an einen Punkt kommen, wo es einem egal ist, wenn man stirbt. 

Tagebuch 27.06.2016:

„Gestern vor dem Einschlafen ein Interview mit Eli Jaxon-Bear angeschaut (wie ich später erfuhr, ist er der anonyme Autor des o.g. Buches über Papaji und der Ehemann von Gangaji). Er spricht im Video über das Enneagramm. Danach gibt es nur neun Menschen-Typen und mit Hilfe dieses Enneagramms kann man seinen eigenen Charakter und den seiner Mitmenschen bestimmen. Das Interessante daran ist, dass uns diese Erkenntnis erst einmal einen Schock versetzt, weil wir sehen, dass wir eigentlich wie Roboter funktionieren. 

Nach diesem Video habe ich mich hingelegt und vor dem Einschlafen öffnete sich wieder meine Stirn. Ich bin in die Tiefe durch Formen geflogen, so als flöge ich durch das Weltall. Es war unglaublich schön. Die Formen sind im Nachhinein undefinierbar. Sie waren hell und zweimal sehr ähnlich, während es bei der dritten Form eine andere Farbe war. Zitronengelb/-grün. Grell und erfrischend. Ich war noch ganz wach und dachte, dass ich morgen hoffentlich keine Kopfschmerzen bekommen werde, denn sehr oft war dies der Fall, wenn ich abends zuvor dieses Erlebnis im sogenannten Dritten Auge hatte. 

Und tatsächlich fühle ich mich heute morgen total kaputt. Ich habe so tief geschlafen, wie schon lange nicht mehr. Mein Kreislauf muss jetzt irgendwie erst einmal in Schwung kommen.

Ich denke an die Aussage von Eli und begreife, dass alles um mich herum tatsächlich nur Wiederholungen sind. Es ist immer wieder gleich. Was wir denken, was wir sagen, was wir tun. Ich erkenne das Muster bei mir ganz deutlich. Es ist erschreckend klar. Nie hat sich irgendetwas durch mein Reden verändert. Nie. Deshalb ist es wichtig zu schweigen, wo man eigentlich impulsiv sprechen und handeln will. Das Denken zu unterbinden geht noch nicht. 

Es ist keine schöne Feststellung, ein konditionierter Roboter zu sein. Es ist beängstigend. Nähere ich mich dem Film und der Leinwand? Dieser Film ist eine ständige Wiederholung. 

Der Liebste ist schon oben mit seinem Kaffee und im Internet. Ich höre ein Lied. Sein Freund singt es, während er sich auf der Gitarre begleitet. Wahrscheinlich wurde das Video in Facebook gepostet? Der Freund singt immer die gleichen Lieder. Der Liebste hört, sieht und sagt immer das gleiche. Tut das gleiche, so wie ich auch. Wir sind so berechenbar. 

Eli sagte, nur sehr wenige Menschen verstehen das. Sehen und verstehen!“

Um sehen zu können, müssen wir still und zum Beobachter werden. Meine Notizen im Yoga-Tagebuch haben mir sehr dabei geholfen. Man kann nicht jeden Tag das gleiche aufschreiben, ohne es zu merken. 

Ich wünsche euch eine schöne Zeit, Monika 


5 Gedanken zu “Sehen und Verstehen

  1. Ständig vor etwas Angst zu haben, egal ob privat oder beruflich, ist ein sehr großes Problem.

    Ich habe sicher nicht die Ausbildung, vielleicht nicht mal das Wissen, hier konkrete Ratschläge zu geben. Versuchen kann ich es aber;

    1.) normalerweise, wenn man Angst hat, kann man durch intensives nachdenken die Gründe ermitteln. Meist ist die Angst (der Grund der Angst) hinterher lange nicht mehr so groß, und man kann das „in den Griff bekommen“. Das ist wichtig, um sich frei bewegen zu können, auch frei denken zu können!

    2.) man muss sich selbst „einreden“, keine Angst zu haben. Weil es keinen Grund dafür gibt. Selbst wenn es einen Grund gibt, kann man diesen abweisen.

    3.) bei regelmäßiger Anwendung (Routine) wird man die Angst „in den Griff“ bekommen. Sie ist dann nicht mehr übermächtig, sondern nichtig. Routine ist absolut wichtig, nicht nur beim lernen einer Sache (Fremdsprache), sondern auch um Ziele zu erreichen. Anfang kann jeder. Durchhalten ist der Schlüssel zum Erfolg!

    Oft ist auch ein gewisses Selbstbewusstsein nötig, welche einem dazu verhilft, professionell aufzutreten, auch wenn man das oft nicht ist. DAS geht vielen Menschen so. Man tut so, als wüsste man alles, um andere Leute zu imponieren (dem Chef, bei der Bewerbung…). Hinterher ist jedem klar; die Suppe wird nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wird!

    Ich wünsche weiterhin allen hier alles Gute.

    VG, Jürgen B.

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    1. Hallo Jürgen und Danke für deinen Besuch und Kommentar. Vielen Dank auch für deine Tipps dafür, wie man generell mit Angst umgehen könnte.

      Leider wird das Menschen, die über längere Zeit Panikattacken haben, nicht helfen. Das liegt daran, dass diese Ängste irrational sind und mit Logik somit nicht zu bekämpfen sind.
      Also Sätze wie: „Fliegen ist das sicherste Verkehrsmittel“, „die meisten Menschen sterben im Bett, also kannst du ruhig vor die Tür gehen“, „du bist erst 25 Jahre alt und wirst schon keinen Herzinfarkt bekommen“ usw., helfen hier nicht wirklich.

      Die Ängste werden ausgelöst, ohne dass es tatsächlich konkrete Gefahren gibt.
      Das liegt auch daran, dass es nach einiger Zeit zur Konditionierung der Angst kommt. Dann treten die Symptome der Angst (Herzrasen, Schweißausbruch etc.) auf, noch bevor der Verstand überhaupt verstanden hat, warum Angst da ist.
      Ich habe in einigen Beiträgen und in meinem Buch genau erklärt, was dann in Körper und Geist passiert.

      Wer solche Ängste hat, hat Todesängste. Es ist für Menschen, die nicht darunter leiden, schwer nachzuvollziehen, gerade weil es unlogisch ist.
      Ich bin froh und dankbar, dass ich diese Ängste überwinden konnte, denn sie nehmen einem die Freude am Leben. Und ich freue mich für dich, dass du dich nicht damit herumplagen musst.

      Es ist sehr bedauerlich, dass zur Zeit ca. 20 % aller Menschen unter diesen Ängsten leiden. Egal, in welchem Land sie leben. In den westlichen Ländern nehmen die meisten von ihnen Antidepressiva, weil sie nicht in der Lage sind, mit diesen Ängsten ihren Alltag zu bewältigen. Auch Psychologen kommen hier nicht wirklich weiter. Selbst zwei meiner Hausärzte leiden unter diesen Ängsten.

      Auf meiner Webseite schreibe ich über solche Ängste und wie man mit Hilfe des Yoga aus diesen Ängsten herauskommt.

      Das Verrückte ist, dass mein kluger Verstand bei meinen Ängsten mein größter Feind war. Und wenn man aus der Angst heraus will, muss man lernen diesen zu verstehen und ihm die Alleinherrschaft über das eigene Wesen wieder abzunehmen.

      Der Verstand ist nicht in der Lage alles zu erklären und zu verstehen. Er ist auch nicht getrennt vom Rest des Körpers. Er ist nur ein Teil davon. Und wir sind nicht getrennt von dem, was uns umgibt. Das kann man mit Yoga (Einssein, Vereinigung) lernen und
      das bringt uns 100%ig aus der Angst heraus, ganz ohne Tabletten oder sonstigen Abhängigkeiten.

      Viele Grüße, Monika

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  2. Monika, vielen Dank für deine umfangreiche Antwort.

    Es ist so, dass ich auch mal eine Zeit vor etwas (was auch immer) Angst hatte. Es war nicht sonderlich extrem. Hat mich aber immer wieder gewundert, so das ich mich fragte; warum habe ich genau diese Angst vor genau diesen Dingen. Genau genommen waren es mögliche Ereignisse, die passieren könnten. Die aber völlig unsinnig sind. Erst viele Jahre später habe ich durch Zufall (aber verlässlich stimmend) erfahren, warum ich diese Ängste hatte – und war sehr erleichtert. Denn sowas belastet ja auch. Was war es denn? Es war sowas von banal. Ich hatte es verdrängt. Exakt diese Angst hatte ich selber als Kind real erlebt – und dies auf andere Menschen (eigene Kinder…) projeziert.

    Ein weitere Beispiel könnte ich nennen. Es geht um einen Menschen, mit dem ich täglich zu tun habe. Er hat eine Art, mit anderen Menschen umzugehen, die mir – was meine persönliche Schwäche war, jetzt aber nicht mehr ist – immer wieder Angst gemacht hat (oh man, wenn der Typ jetzt wieder so reagiert…).

    Nun, wie dem auch sei. Ich bin weltoffen und verständnisvoll. Somit verstehe ich auch, dass diese von dir geschilderten Ängste nicht mit Logik ausgeschaltet werden können. Ich bin mir aber sicher, mit Logik und Verstand sehr viel solcher Ängste „platt machen zu können“. Vielleicht nicht alle. Ich stelle mir das nicht zu einfach vor! Aber mit Selbstbewusstsein kann man sehr viel erreichen!

    Alles Gute allen hier weiterhin. Wir müssen alle – irgendwie – versuchen, halbwegs vernünftig unser (kurzes) Leben zu leben.

    VG, Jürgen B.

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