Wer bin ich, was ist Zeit und was ist Raum? Wenn ich meinem Mann diese Fragen stelle, antwortet er, dass er kein Philosoph sei und dann dreht er sich um. Das finde ich sehr lustig, weil ich nicht verstehe, was das mit Philosophie zu tun haben soll. Philosophie bedeutet für mich, dass sich ein Mensch in seinem winzigen Gehirn GEDANKEN darüber macht, was der Sinn des Lebens ist und welche Stellung der Mensch in dieser Welt hat usw.
Worüber ich sprechen und schreiben möchte ist jedoch, was unsere ERFAHRUNG ist und nicht, was wir darüber denken. Das ist ein enormer Unterschied.
Wenn jemand diese alles entscheidenden Fragen des Lebens stellt, wer oder was er ist, wie alles entstanden ist und zusammenwirkt, dann wird die Antwort kommen, wenn er wirklich dafür brennt. Und die Antwort kann man sich niemals selbst ausdenken, sondern sie kann nur auftauchen, wenn die Grenzen des Denkens und die damit verbundene Enge im Gehirn überschritten wird.
Dann wird klar, es gibt weder Zeit noch Raum, sondern nur ein SEIN. Und das sind wir.
2016 sitze ich noch immer an Eckhart Tolles Buch „Die Kraft der Gegenwart“. Eckhart Tolle ist kein Philosoph. Er schreibt nicht, was er denkt, sondern aus seiner Erfahrung, weil er mit der tiefen Quelle allen Wissens verbunden ist. Beim Lesen habe ich das Gefühl, als würde nach jeder Seite ein weiteres Licht in meinem inneren dunklen Raum angezündet werden. Sein Buch ist wie eine Fackel für alle Suchenden.
Er beschreibt, wie man zum Zustand der Gegenwärtigkeit/Präsenz gelangen kann, und ich mache mir wie immer Notizen und Skizzen.
Tagebuch 19.03.2016:
„Zugang zum Sein und Öffnen des Portals durch
- permanente Verbundenheit mit dem Körper
- Anhalten des Denkens
- Hingabe, loslassen von geistig-emotionalem Widerstand gegen das, was ist
- Stille
- Raum
- Tod
Wenn du mit dem ganzen Körper zuhörst, entzieht es dem Denken Aufmerksamkeit. Es entsteht ein ruhiger Raum und du kannst wirklich zuhören. Ohne dass der Verstand sich einmischt. DU gibst dem anderen RAUM zu sein!
STILLE:
Die Stille, das Unmanifeste umschließt alles Manifeste.
Alle Geräusche kommen aus der Stille und kehren dorthin zurück. Achte auf die Stille, aus der sie kommen, das führt in deine innere Stille. Das Portal öffnet sich.
Würde nur Stille existieren, dann würde sie in der Wahrnehmung nicht existieren. Nur durch den Ton kann auch die Stille existieren.
RAUM:
Der Raum, das Nichts ermöglicht es allen Dingen zu sein.
Alles kommt von dort und geht dorthin zurück. Die Festigkeit der Materie ist eine Illusion. Ist eine Vibration, wie eine Musiknote. Die Essenz aller Dinge ist Leere.
Buddha sagt: Form ist Leere und Leere ist Form.
Achte auf das Nichts im Raum und ziehe die Aufmerksamkeit von den Dingen zurück, dann öffnet sich das Portal.
Ist der Raum leer, kann er nicht existieren. Nur durch die Objekte wird der Raum zum Raum.“
Ohne Begriffe, wie Yoga, Weisheit oder Gott, drückt Eckhart Tolle hier mit so einfachen Worten das Unbeschreibliche, die ganze Wahrheit aus. Ich wusste einfach, dass es wahr sein musste. Es erschien mir so einfach und so logisch.
Und als mich wenige Monate später wieder einmal die Angst packen wollte, ich mich daraufhin hinsetzte und Atemübungen machte, meinen ganzen Widerstand gegen die Angst losließ und ihr allen Raum gab, den sie brauchte, um aufzublühen, und beobachtete, wie sie wieder davonzog und eine Stimme zu mir sagte, bleib jetzt sitzen, da dachte ich auch an diese Worte von Eckhart Tolle.
Ich dachte an den Raum und seine Unendlichkeit und dass alles aus diesem Raum auftaucht und wieder dort verschwindet. Gleichzeitig richtete ich meine Aufmerksamkeit auf meinen Atem, der mich im Hier und Jetzt hielt. Zeit verschwand. Denken hörte auf. Und auf einmal wurde ich unendlich weit, leer und frei. Ich war dieser Raum, diese Leere.
Wenn das einmal erfahren wurde, dann ist das kein Philosophieren mehr, sondern ein ganzheitliches Erleben/Erfahren. Es ist auch nicht wirklich zu beschreiben, und daher ist es auch ganz klar, dass es nicht vom Menschen ausgedacht wurde.
Seit dieser Zeit erscheinen mir mein Mann und alle anderen Menschen, die über das Wetter, die Nachrichten oder sonstige Themen, die sich in einer scheinbaren Vergangenheit zutrugen oder in der Zukunft abspielen könnten, als die eigentlichen Philosophen. Sie begreifen nicht, dass sie nur ihre eigenen Gedanken austauschen, die mit der Wahrheit nicht das Geringste zu tun haben.
Erlebt man sich selbst als diese Unendlichkeit und Leere, dann begreift man, dass man nichts weiß und auch nichts tut. Man kann daher auch nichts kontrollieren.
Damit war es dann auch keine bloße Theorie mehr für mich, wenn Tolle weiter erklärte, dass der Raum unendlich, leer und still ist und dass unser Bewusstsein nur einen winzigen Punkt in diesem Raum ausmacht. Aber genauso wenig, wie ein leerer Raum als Raum wahrgenommen werden kann, könnte der Raum mit nur einem einzigen winzigen Punkt darinnen als Raum erkannt werden, denn mit nur einem Punkt im Raum gäbe es keinen Abstand, keine Geschwindigkeit und somit keine Bewegung von hier nach dort. Es würde der Bezugspunkt fehlen, für den es mindestens zweier Punkte bedarf.
Raum taucht also erst in dem Moment auf, in dem das „Eine“ sich in Zwei teilt. Dann in Tausende und der Raum wird dann immer größer und größer und weiter und weiter. Die Welt und der Raum erscheinen also zur gleichen Zeit. Nichts könnte sein ohne den Raum und dennoch ist Raum nichts.
Vor dem Urknall gab es also keinen leeren Raum, der darauf wartete gefüllt zu werden. Es gab keinen Raum, denn es gab kein Ding. Es gab nur das „Eine“, das Unmanifeste. Und als das „Eine“ zu den zehntausenden Dingen wurde, da war plötzlich auch Raum, der es dem Vielen ermöglichte, zu sein. Raum ist nichts und wurde nicht geschaffen.
Und erst durch die Welt, die Manifestation durch Dich, gewinnt das Unmanifeste Einsicht in sich selbst!
In meinem Yoga-Tagebuch notierte ich mir obige Sätze aus dem Buch von Eckhart Tolle und dann malte ich ein Herz und schrieb darunter:
„Ich denke, fühle: Es braucht uns, es liebt uns und es freut sich, wenn wir es erkennen :-).
Wir sind der Spiegel Gottes. Sein Ebenbild. Steht so etwas nicht in der Bibel? Durch uns kann Gott sich erkennen.“
Mir treibt es heute die Tränen in die Augen, weil es eine so wunderbare Erkenntnis ist, so sehr geliebt zu werden.
Und weil ich dieses Gefühl nicht beschreiben kann aber heute hierzu passende Zeilen in dem Buch „Eintausend Namen für Freude“ von der wunderbaren Byron Katie gelesen habe, möchte ich diesen Beitrag mit ihren Worten ausklingen lassen. Byron Katie schreibt, wie Eckhart Tolle, aus dieser Quelle, die man auch Weisheit, Leere, oder Stille nennt.
„Ich höre auf meine innere Stimme. Ich bin mit ihr verheiratet. Dieses Leben gehört mir nicht. Die Stimme sagt: „Wasch das Geschirr.“ In Ordnung. Ich weiß nicht, wozu, ich tue es einfach. Wenn ich den Befehl nicht befolge, ist das auch in Ordnung. Es ist ein Spiel, in dem es darum geht, wohin das Leben mich führt, wenn ich folge. Nichts macht mehr Spaß, als auf so etwas Verrücktes zu hören und ja dazu zu sagen. Ich habe nichts zu verlieren. Ich kann es mir leisten, eine Närrin zu sein.
Wie viel Spaß macht es schon, Gott zu sein, wenn ich nicht einmal einen Blick auf mich selbst im Spiegel erhaschen kann? Und ich bin Gott, ob es mir passt oder nicht. Ich bin Eitelkeit – reine Eitelkeit. Wenn die Menschen also an ihrem Aussehen und ihrer Gesundheit hängen, ist dieses Verhalten ehrlichen Ursprungs. Es ist nur fehlgeleitet. Es ist reine Unschuld.
Das Ego – der Geist, der einen Körper, ein „Ich“ projiziert – ist nur ein Spiegelbild, das sich für Gott hält und die Welt missversteht. Das Spiegelbild hält sich für den Ursprung, hält das Es fälschlicherweise für sich selbst, statt zu erkennen, dass es nur eine Spiegelung davon ist. Es gibt sich der schmerzlichen Illusion hin, eine getrennte Einheit zu sein. In Wahrheit aber geht das Ego dorthin, wohin Gott geht. Gott – die Wirklichkeit – ist alles. Das Ego hat keine Wahl. Es kann sich beschweren, so viel es will, aber wenn Gott sich bewegt, bewegt es sich auch.
Wenn jemand sagt, die Welt sei ein furchtbarer Ort, wird er zu einem Verfechter des Leidens und projiziert, dass hier etwas nicht in Ordnung sei, dass es hier nicht nur Schönheit gäbe. Er ist ein Spiegelbild und hat nicht die geringste Ahnung, dass er nur ein Spiegelbild ist.
Sie sind das, was ist, das Spiegelbild, die Bewegung ohne Geschichte. Sobald Ihnen das klar ist, verschmelzen sie mit der Quelle. Das Spiegelbild bewegt sich widerstandslos als Quelle. Und das ist reines Bewusstsein, die Freude an dem, was die Menschen „Welt“ und was ich „das Bild des tanzenden Gottes“ nenne.“
Möget ihr alle einen gedankenfreien Tag haben, Monika
Wahrheit hinter der sichtbaren Welt.
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Liebe Grüße 👋
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Ja, gefällt mir auch 🙂 Liebe Grüße nach Deutschland
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