Nondualität oder Nicht-Zweiheit

Auf meiner inneren Reise und der Suche nach der Befreiung von meiner Angst begegnete mir Anfang 2016 stets der Begriff Nondualität. Insbesondere dann, wenn ich mir im Internet einen Satsang anschaute. 

Nondualität heißt einfach Nicht-Zweiheit. Etwas, was ich mir früher überhaupt nicht vorstellen konnte, denn alles was wir mit unserem Verstand wahrnehmen, beruht ausschließlich auf Trennung. Die Vorstellung, es gäbe kein Ich und kein Du, kein Hier und Dort, kein Schwarz und Weiß, kein Groß und Klein, kein Gestern oder Morgen und somit gar kein Subjekt und Objekt, war dem Verstand einfach nicht gegeben. 

Aber ich wollte es unbedingt verstehen. Schon die alten Schriften, die ich zuvor gelesen hatte, wie z. B. die Upanishaden, die Yoga-Sutras des Patanjali und die Bhagavad Gita versuchten, diese Nicht-Zweiheit zu beschreiben. Außerdem hatte ich wenige Jahre zuvor eine Samadhi-Erfahrung, mit einem kurzen Einblick in diese Nicht-Zweiheit, und wer diese Erfahrung einmal hatte, möchte eigentlich immer wieder oder allein nur darin verweilen.  

In der deutschen Satsang-Szene, so will ich das mal nennen, die ich hier im Ausland im Internet ausfindig machte, war dies das Wort, um das sich immer wieder alles drehte, und die dort Vortragenden versuchten diese Erfahrung mit ihren Worten zu beschreiben. 

Tagebuch 09.03.2016:

„Nondualität ist nicht das Gleiche wie Einssein, sondern vielmehr bedeutet es, es gibt keine Dualität, keine Zweiheit.

Nondualität ist das Unbeschreibliche, denn Einssein wäre wieder ein Konzept des Verstandes. 

Nondualität bedeutet Alles, denn Alles ist hier. 

Nichts ist da und drückt sich als Alles aus.“

Tagebuch 10.03.2016:

„In letzter Zeit fällt mir das Einschlafen wieder so schwer. Auch wenn ich nachts wach werde, kann ich nicht wieder einschlafen. Ich bin dann so aufgeregt und neugierig. Ich meditiere, sobald ich die Augen öffne. Sätze wie, „es ist, wie es ist“, gehen mir dann durch den Kopf und ich habe das Gefühl, dass ich alles loslassen kann. 

Tief in mir begreife ich, dass alles wahr ist, was ich zu diesem Thema höre oder lese. Ich spüre, wie glücklich und zufrieden mich das macht und wie dann alles im Fluss ist. Ich bin völlig entspannt. 

Gestern Abend sah ich mir im Internet wieder einen Satsang mit Anna Maria Groß an. Als sie sagte, dass nur das Denken die Geschichte um uns kreiert, hatte ich eine Blitzerfahrung. Mit völliger Klarheit drang diese Erkenntnis in meinen Geist und ich wusste, dass wir immer nur im Jetzt und tatsächlich Nichts sind. 

Anschließend musste ich kurz innehalten. Ich meditierte darüber, während es draußen Blitz und Donner gab. 

Sie hatte sich in dem Video eine Tasse Tee eingegossen und völlig unbewusst will ich immer nach dieser Tasse Tee greifen und daraus trinken, so verbunden fühlte ich mich mit ihr. 

Sie hat eine ganz besondere Gabe, über diese Dinge zu sprechen und sie zu erklären.“

Ich war in meinem Leben an einem Punkt angekommen, wo mich außer Gott/Wahrheit/Weisheit/Liebe/Einssein nichts mehr interessierte. Alles, was ich darüber erfahren konnte, saugte ich wissbegierig auf. Was ich sehr bedauerte und auch immer wieder zu Streitereien zwischen mir und meinem Liebsten führte war, dass ich das mit niemandem teilen konnte. 

In mir vollzog sich eine so unglaubliche Veränderung. Das innere Ich wurde irgendwie immer weiter und der von Trennung beschränkte Geist verlor immer mehr seine Grenzen. Alles war nun möglich, das spürte ich ganz deutlich. 

Sobald ich jedoch darüber sprechen wollte, traf ich auf – die mir selbst von früher sehr wohl bekannte – Arroganz und auf heftigen Widerstand. Das machte mich immer wieder traurig. Es war als würde man „Perlen vor die Säue werfen“, denn dieses Wunder in mir und die Möglichkeiten, die es offenbarte, wurde in diesen Gesprächen zu bloßen Worten, über die man dann heftig diskutierte. In mir löste das noch immer Enttäuschung und Wut aus. 

Ich denke, viele Menschen, die diesen inneren Pfad gehen und sich dementsprechend verändern, kennen diesen Frust. 

So kam es also, dass ich mir alle möglichen Texte heranzog, die mich in meinen Erfahrungen bestätigen und meine Begleiter in dieser Einsamkeit sein sollten. Ich notierte mir immer wieder Gedichte oder Buchauszüge, um noch tiefer in diese heilige Wahrheit eintauchen zu können. 

Tagebuch 11.03.2016:

„Yunus Emre:

Ich hatte Schmerzen, seltsam, nicht zu heilen.

Nun ward mein Schmerz geheilt – Lob, Preis sei Gott!

Ich hab‘ erreicht Muhammad Mustafa nun.

Einst weint’ ich, lache jetzt – Lob, Preis sei Gott!

Auf tat mein Meister des Geheimen Pforte,

Mein Herz ward klar durch seine süßen Worte.

Er wischt den Staub des „Andern“ mir vom Herzen.

Nur Gottes Einheit blieb. Lob, Preis sei Gott!

Ich kam in eine Stadt ganz ohne Namen,

Ich tauchte in ein Meer ganz ohne Grenzen,

Mit totem Herzen kehrt man nicht zurück hier!

Ich starb, bevor ich starb – Lob, Preis sei Gott!

Ich hielt mich fest an Gottes Wahrheitsschloss,

Was ich geseh’n, die Zunge dann erschloss. 

Mein Weg führt mich zum Ozean des Nichtseins,

Und ich entwand in Gott – Lob, Preis sei Gott!

Mein Glaube, Yunus, wurde nun vollkommen

Und meine Seele fand die Gotteswahrheit.

Mein Ort ist nun die Stadt des Wo-kein-Ort-ist. 

Denn nun bleib ich in Gott. Lob, Preis sei Gott!“

Auch Yunus Emre (etwa 1240 bis 1320, türkischer Dichter und Mystiker) schrieb über die „Anderen“, die sich in der „Einheit“ auflösten, und diese himmlischen Worte sorgten für eine immer größer werdende Sehnsucht in mir. Der Wunsch, diese Sehnsucht zu teilen, war kaum noch zu bremsen. Ich stieß aber immer nur auf Ohren, die nicht zuhören konnten/wollten und Worte, die die Süße und Göttlichkeit der Texte zerfetzte. 

Tagebuch 13.03.2016:

„In Ankara gab es ein schreckliches Attentat. 

Ich habe den ganzen Tag schon Kopfweh. Wahrscheinlich, weil ich mich von meinem Liebsten zurückgezogen habe und dann selbst sofort unter dieser Trennung leide. Ich kann aber nicht mit ihm über meine Erfahrungen sprechen, und etwas anderes habe ich gerade nicht zu teilen, denn das ist es, was mich bewegt. 

Ich merke, wie ich dicht mache und begreife gleichzeitig, dass ich mich mit diesem Verhalten selbst am meisten verletze. Es bedeutet Trennung und somit genau das Gegenteil von dem, was ich anstrebe. 

Ich fühle mich jedoch so hilflos und komme da nicht heraus. Ich möchte so gerne teilen, sonst habe ich das Gefühl, ich ersticke daran. Es bewegt mich so sehr. Es ist so aufregend und so wichtig für mich. Nichts zählt mehr.“

Kurz darauf höre ich mir ein Interview mit einem jungen Mann an, der von seinem Erwachenserlebnis spricht, nachdem er das Buch „Die Kraft der Gegenwart“ von Eckart Tolle gelesen hat. Gleichzeitig sagte er auch, dass es nicht direkt nur an dem Buch oder den Worten lag.

Tagebuch 15.03.2016:

Das ist sehr interessant, was er da sagt, denn im Nachhinein ging es mir mit dem Buch von Paramahansa Yogananda „Autobiographie eines Yogi“ ähnlich. Es ist scheinbar nichts passiert, als ich das Buch las. Ich las es und spürte seine unglaubliche Liebe zu Gott. Vieles in diesem Buch jedoch blieb mir fremd und löste Zweifel in mir aus. 

Als ich aber eines nachts alleine wach auf meinem Bett saß und mit allem zufrieden und glücklich war, obwohl ich alles verloren hatte, was mir scheinbare Sicherheit gab (Beziehung, Job, Geld, Absicherung), fühlte ich mich auf einmal so frei. Alles war nun offen. Ich wusste, alles würde gut werden. Es gab nur Vertrauen und Zuversicht. Die Liebe von Paramahansa war irgendwie bei/in mir. Sein Buch lag neben mir im Bett. 

Und dann ging mir das Herz auf und dann kamen das Licht, die Liebe und ein Bild in mir, das mir zeigte, dass ich mit allem verbunden bin.“

Meine Erfahrung der Allverbundenheit war also diese Nondualität, von der die Vortragenden im Internet sprachen. 

Wie dankbar bin ich für all die Bücher, die mir das Leben auf dieser Reise brachte. Paramahansa Yoganandas Buch bekam ich geschenkt. Ich hatte bis dahin noch nie von ihm gehört. Ich glaube, diese Freundin weiß leider bis heute nicht, was dieses Buch für mich bedeutete und noch heute bedeutet. Sie spricht nicht mehr mit mir. Wenigstens auf diesem Weg möchte ich ihr hierfür von ganzem Herzen danken. 

Das Buch, bzw. die Liebe, die diesem Buch innewohnt, sorgte in meiner größten Not für ein unbeschreibliches Gott-Vertrauen und löste den ersten Samadhi-Zustand in mir aus. 

Nach dem Vortrag im Internet war ich natürlich nicht mehr zu bremsen. Sofort bestellte ich mir das Buch von Eckart Tolle und lud es auf mein Handy. 

Was für ein Segen dieser Eckart Tolle doch ist. Ich begriff beim Lesen, dass ich über 50 Jahre warten musste, bis ich auf diesen Menschen und sein Buch traf, welches mir meinen Verstand und meinen Körper erklärte. Dieses Buch kann ich euch nicht oft genug empfehlen, aber dazu mehr im nächsten Beitrag. 

Habt ein schönes Wochenende, Monika 


2 Gedanken zu “Nondualität oder Nicht-Zweiheit

  1. Die Menschen die diesen Weg nicht gegangen sind können dich nicht verstehen. Aber sie werden gewiss deine Veränderung wahr nehmen , deine Art zu sein wird undbewusst angenohmen und gefolgt. Um dich herum, mit der Zeit Menschen ändern sich.

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