So funktionieren wir!

Wahrscheinlich spielt es überhaupt keine Rolle, welchen Weg wir gehen, wenn wir uns auf die Suche nach dem Sinn des Lebens/Gott machen.

Wichtig scheint jedoch zu sein, dass wir es intensiv betreiben, diszipliniert sind und unser Leben danach ausrichten. 

Bleiben wir bei den täglichen Ritualen oder Gebeten hängen und vernachlässigen das Hinterfragen, Zweifeln und das eifrige Forschen, besteht die Gefahr, dass wir beim Glauben an einen Gott stecken bleiben, ohne eine entsprechende und das Leben völlig verändernde Erfahrung zu machen.

So ist es daher möglich, dass zwar viele Menschen an einen Gott glauben, aber immer noch in der Lage sind, andere Menschen zu hassen und zu bekriegen. 

Glauben ist also nichts anderes als Denken, und so haben die meisten gläubigen Menschen nur eine gedankliche Vorstellung von einem Gott, der sich von dem Gott eines anderen Menschen zu unterscheiden scheint.

So war/ist es möglich, dass Menschen sogar im Namen „ihres“ Gottes erobern und töten. 

Wer die Erfahrung macht, auf Gott in sich selbst zu treffen, der glaubt nicht mehr. Er weiß, dass es Gott gibt und erkennt, dass nichts, was er je gesehen hat bzw. sieht, getrennt von ihm selbst ist. Jegliche Trennung kommt nur vom Denken, aber niemals von Gott. Gott ist ein anderes Wort für Liebe. Es kann daher nur Liebe geben oder Trennung, Angst, Hass, Wut….

Anfang 2016 war ich nun schon 6 Jahre mit Hilfe von Yoga/Meditation und entsprechender Literatur auf der Suche nach der Wahrheit/Gott/Weisheit und beschäftigte mich seit längerem auch mit dem Buddhismus, der mich langsam immer weiter in ein tiefes schwarzes Loch zog. Zu dieser Dunkelheit kam auch noch Unachtsamkeit und mit dieser führte ich mir kurz hintereinander zwei Verletzungen zu. Danach ließ ich den ganzen Buddhismus erst einmal beiseite. Obwohl sich Yoga und Buddhismus vom Inhalt her nicht unterscheiden, haben sie doch eine ganz andere Herangehensweise. 

Beim Buddhismus liegt der Schwerpunkt auf Dukkha, was Leiden bedeutet. Tatsächlich stimmt die Aussage absolut, aber in der Mitte seines Lebens auf dieses Dukkha und somit auf die Sinnlosigkeit des Lebens zu stoßen, kann auch sehr niederschmetternd sein. Doch egal, mit welcher Lehre man sich auf die innere Reise begibt, an den eigenen Schatten kommen wir nie vorbei. Sie müssen erkannt und erlöst werden. 

Tagebuch 31.01.2016:

„Ayya Khema (buddhistische Nonne) spricht in ihrem Vortrag über Dukkha, das zweite Daseinsmerkmal. Das erste Daseinsmerkmal ist die Vergänglichkeit und das dritte die Substanzlosigkeit. 

Der Pfad ist nicht zu beschreiten, wenn man sein eigenes Dukkha nicht erkannt und Dukkha als Daseinsmerkmal akzeptiert hat. Das bedeutet also Akzeptanz, ohne rechtfertigen zu wollen oder einen Sündenbock zu suchen, der für bestimmte Lebensumstände verantwortlich ist. 

Wir erkennen unser Dukkha nicht bewusst, weil wir uns immer von unserem Leid fortbewegen. Davonlaufen. So wird es verschleiert. 

Buddha hat den Menschen in fünf Teile geteilt und diese Betrachtung hilft, Dukkha besser zu verstehen: 

  1. Den Körper

und die vier Einzelteile des Geistes

  1. Sinneskontakt
  2. Automatisch entsteht ein Gefühl (angenehm, unangenehm, neutral) 
  3. Etikettierung
  4. Reaktion 

Wir können diese vier Einzelteile ganz besonders bewusst bei aufkommenden Schmerzen nachprüfen. Es entsteht Schmerz, eventuell durch Sinneskontakt. Ein Gefühl entsteht und wir etikettieren es als unangenehm und reagieren. 

Durch die Reaktion entsteht Dukkha und nicht durch das unangenehme Gefühl. Ein unangenehmes Gefühl ist neutral betrachtet nur ein unangenehmes Gefühl. Zum Problem wird es erst, wenn wir es nicht haben wollen und leiden.“

Wie wichtig diese Aussage von Buddha ist, kann ich gar nicht oft genug schreiben. Da ich sehr viel mit Migräneschmerzen zu tun hatte, konnte ich das später in der Meditation direkt bei mir beobachten und anwenden. Wenn ich sitze und den Schmerz einfach neutral als Schmerz betrachte, stellt er gar kein Problem dar. Zum Problem und somit zum Leiden/Dukkha wurde dieser Schmerz erst dann, wenn ich ihn nicht haben wollte oder etwas vorhatte und nun nichts machen konnte. 

Schon in anderen Beiträgen schrieb ich darüber, wie das Meditieren und die Konzentration auf den Atem die Schmerzen erheblich lindern. War der Widerstand erst einmal gebrochen, war alles viel leichter und Leiden fiel weg. Das gilt übrigens auch für die Ängste. Der Widerstand, das Nicht-Haben-Wollen sorgt dafür, dass es zu einem Problem wird. 

Grundsätzlich lässt jeder Sinneskontakt ein Gefühl aufsteigen und jedes Gefühl sorgt für eine Reaktion. So funktionieren wir! 

Diese vier Schritte erfolgen tatsächlich immer in dieser Reihenfolge. Wie wir dann reagieren, hängt jedoch von unserer Konditionierung ab. Im Buddhismus geht es darum, diesen Ablauf zu erkennen und zu begreifen, dass alle Menschen genau das gleiche erleben, und das sorgt dafür, dass wir Mitgefühl entwickeln. 

Buddha hat Dukkha erkannt und die Vier Edlen Wahrheiten definiert:

  1. Alles ist Dukkha 
  2. Grund hierfür ist unsere Begierde
  3. Es gibt einen Weg heraus
  4. Das ist der Achtfache Pfad

„Wir können Dukkha nicht ändern oder die Menschen um uns herum, und wir können auch nicht vor dem Leben davonlaufen. Es gibt keinen Ort, wo es kein Leiden gibt. Dukkha ist überall. Daher ist die weltliche Ebene auch die Beste, um zur Erleuchtung zu kommen. 

Die ständige Abwechslung, die wir für unsere Sinne suchen, ist tatsächlich nur ein Weglaufen von Dukkha. Erst wenn wir es total akzeptiert haben, dass es so ist, wie es ist und nicht anders, dann bringt Dukkha kein Leid mehr. Wir wünschen uns Nirvana, um von allen Wünschen frei zu werden.“

Auch im Yoga wird von Akzeptanz und Hingabe, an das was ist gesprochen. Auch wenn wir es zum Teil intellektuell nachvollziehen können, ist es ein wirklich enorm großer Schritt, diesen auch im Alltag anzuwenden. Und zwar auch dann oder gerade dann, wenn es uns schlecht geht. 

Am Anfang ist mir diese Hingabe gelungen, wenn ich sowieso keine Möglichkeit mehr hatte, irgendeinen Widerstand zu leisten und die scheinbare eigene Kontrolle total abgeben musste. Das waren Situationen wie z. B. beim Zahnarzt und im Flugzeug. Später konnte ich diese Hingabe auch bei meinen aufsteigenden Ängsten und Schmerzen anwenden.

Jeder hat da so seine eigenen Situationen, vor denen er regelmäßig davonläuft. Manchmal ist Flucht aber nicht möglich, und dann hat die absolute Hingabe ein unbeschreiblich befreiendes Gefühl. Wer es lernt, in solchen extremen Situationen die Kontrolle bewusst abzugeben wird vielleicht später erkennen, dass wir tatsächlich 24 Stunden am Tag gar nichts unter Kontrolle haben.  

Wir glauben/denken nur, wir würden entscheiden, wie und wo es in unserem Leben langgeht. Wenn wir bewusster werden, erkennen wir, dass wir Schlafwandler sind, die von ihren Konditionierungen umhergetrieben werden. 

Tagebuch 01.02.2016:

Gestern waren wir im neuen Haus (Rohbau) und da bin ich über große Pappleisten gestolpert, die ich selbst dort sorgsam hingelegt hatte. Ich war in Eile und wollte einem Straßenhund zu Hilfe kommen. Meine Eile und Unachtsamkeit sorgten dafür, dass ich auf mein rechtes Knie fiel und die rechte Schulter gegen die Türöffnung knallte und dort hängen blieb, während meine linke Körperhälfte, zusammen mit meinem Geist, schon halb aus der Türöffnung hing. Ausgebremst. 

Seit Wochen spüre ich eine starke Depression. Ich kann meine Lebensfreude nicht mehr finden und ich stelle mir tatsächlich die Frage, ob das mit dem Studium des Buddhismus zusammenhängt. Alles was ich darüber lese und höre erscheint mir wahr und richtig zu sein. Es ist auch sehr übersichtlich und leicht verständlich. Im Prinzip gibt es zum Yoga gar keinen Unterschied. Aber ich vermisse die Liebe. Im Buddhismus wird der Schwerpunkt auf Dukkha und das Mitgefühl gelegt, welches wir in der Meditation erfahren. 

Was aber ist mit den schönen Dingen? Mit der Natur? Meinen Kindern? Meinem Partner? Ich möchte mich daran erfreuen und es genießen können. Wenn ich auf all das nur mit den Begriffen der Vergänglichkeit, Dukkha und Substanzlosigkeit blicke, dann macht all das, was mir wichtig ist, plötzlich gar keinen Sinn mehr. 

Warum zieht mich das hier so runter? Wenn ich eine Blume anschaue und in ihr die Vergänglichkeit und Substanzlosigkeit erkenne, dann sehe ich doch ihre schöne göttliche Vollkommenheit nicht mehr und kann mich an nichts mehr erfreuen. 

Ich möchte das Leben wieder genießen können und werde daher den Buddhismus erst einmal beiseitelegen. 

Paramahansa Yogananda hat solche negativen Gefühle und solch einen Widerstand nicht in mir hervorgerufen. Ich spürte Glück, Zuversicht und Liebe. 

Jetzt habe ich das Gefühl, ich hätte Gott verloren. Ich möchte auch im Gesicht eines alten Menschen nicht nur die Vergänglichkeit, Dukkha und Substanzlosigkeit sehen, sondern alles Positive, wie Liebe, Güte, Erfahrung, Geschichte, das ganze Universum, Gott, der nur reine Liebe ist. 

Ich sehe gerade, dass ich beim Ausmalen der Mandala-Zeichnung doch tatsächlich schwarze Farbe benutzt habe.“

Tagebuch 04.02.2016:

„Es geht mir wieder etwas besser und ich bin froh, dass ich mich so intensiv mit dem Buddhismus beschäftigt habe. Es war schon lange ein Wunsch von mir. Nun ist mir auch klar, dass das nicht der richtige Weg für mich ist. Ich sollte bei Yoga und der Mystik bleiben.“ 

Tagebuch 07.02.2016:

„Wieder ein Unfall zu Hause. Morgens war ich deprimiert. Frust in der Beziehung, den ich mit mir herumtrage und über den ich nicht sprechen kann. Wie ein Geschwür schleppe ich diese Gedanken mit mir herum. Warum stehe ich auf? Atemübungen wofür? Ich fühle mich geliebt und wieder nicht geliebt. 

Ich lasse Wasser in die Duschwanne laufen und rutsche so aus, dass ich einen unfreiwilligen Spagat hinlege. Dabei stößt mein Oberschenkel auf den mit Metall gefassten Badewannenrand für die Duschkabine auf und bleibt dort hängen. Üble Schmerzen. Schock. Wut über meine eigene Dummheit.

Warum lasse ich mich so hängen, dass nun schon zum zweiten Mal so ein Unfall passieren konnte? Wo bin ich mit meinen Gedanken?

Zwei Stunden Meditation am Tag schaffen es nicht, mich aus diesem Tief und den Ärger über andere zu reißen. Es ist eine Reise ins Nichts. Nur ins Alter. 

Das Haus macht gute Fortschritte. Daran liegt es nicht und ich würde mich nicht anders fühlen, wenn ich eine Million Euro auf dem Konto hätte. Tatsächlich spüre ich nur große Freude und Glück, wenn ich über Yoga und Gott sprechen kann. Alles andere macht mich nicht mehr froh. 

Ich darf den Tag, der ja ein Geschenk ist, nicht mehr so unachtsam und respektlos behandeln. 

Nach dem Unfall lag ich im Bett. Ich musste auf dem Bauch liegen, um die schmerzende Stelle am Bein hinten nicht zu belasten. Mit geschlossenen Augen sah ich einen roten Punkt, der sich verwandelte und einen gelben Kranz bekam. Anschließend wurde er innen Grün. Zum Schluss blieb er innen Grün und der Rand wurde Blau. Ich wurde ganz ruhig und dann verschwand er.“

Heute habe ich keine Probleme mehr mit dem Buddhismus. Die Lehre zeigt ganz brutal auf die Wahrheit, und nicht jeder kann das sofort akzeptieren und damit etwas anfangen. Meistens, so wie ich damals, hängen wir noch an Menschen und an den Dingen, die uns umgeben. Machen uns noch Hoffnung, dass irgendetwas besser wird. Glauben, dass bald – wenn das und dies noch erreicht wurde – alles perfekt sein wird usw. Wir können unsere konstruierte Person/Ego und unsere Wünsche und Träume noch nicht loslassen. 

Als ich mich noch im gleichen Jahr nach einer Panikattacke dazu entschloss, mich der aufsteigenden Angst vollkommen hinzugeben und die Kontrolle über mich endgültig an Gott abzugeben, zeigte sich mir, dass alles, was vergänglich ist – und dazu gehörte ich ja auch – nicht existiert. 

Ich begriff mit einem Schlag, was Buddha mit der Substanzlosigkeit und Vergänglichkeit in allen Dingen wirklich meinte. Jedes Objekt, welches wir mit unseren Sinnen wahrnehmen ist vergänglich. Alles, wirklich alles spielt sich nur in unserem Kopf ab. Unser Denken ist unser Leben. 

Oder anders herum gesagt, was ich wahrnehme, ist das, was ich denke. Sobald ich die Augen öffne und die Welt erblicke, schaue ich eigentlich in einen Spiegel.  

Der Tag fängt damit an, dass ich alles, was ich wahrnehme, mit meinen eigenen Gedanken etikettiere. So sehe ich Schönes aber auch Böses, Schlechtes, Kritisches, Falsches, Hässliches, Gefahren usw. Ich gebe den Dingen einen Namen und Eigenschaften, die sich aus meinem eigenen Geist speisen. Wenn ich etwas nicht mag, sind es meine eigenen Schatten, die sich hier widerspiegeln – und welchen Sinn ergibt es dann, davor wegzulaufen? 

Wir fliehen ja nur vor uns selbst. Wie irrsinnig ist das denn? Damit wir das nicht merken, geben wir anderen Menschen oder den Lebensumständen die Schuld daran, dass es uns schlecht geht und dass wir leiden. 

Aus diesem Leid/Dukkha kommen wir nur heraus, wenn wir uns selbst durchschauen. Wichtig ist also nicht, mit wessen Hilfe (Buddha, Christus, Yoga, Mystik…) wir uns auf die Reise machen, sondern dass wir überhaupt den Weg nach innen einschlagen. 

Ich sende euch viele liebe Grüße, Monika


11 Gedanken zu “So funktionieren wir!

  1. Danke Monika, ja ich gehe, da sind Zwischenstufen … Bardo … Du weißt schon, spüre ich in mir, das es so ist, ja ich kann nur so und für so einen Bildermacher …. da hängt einiges an Aufgabe der Anhaftung. und Annahme widerstandslos an das, extreme psychische Phasen, geht da ab …❤️

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      1. Ja aber so wie es jetzt passiert, das Buch schreiben und lesen wir selbst, es eine Reise mit des Abschieds, erst der Körper, der schwach wird, Seelenprozeß und der Geist wird wohl als letztes die Reise beginnen …

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    1. Ich weiß, du hast schon viele spirituelle Erfahrungen gemacht lieber Arkis. Es gab Phänomene, wenn ich mich richtig erinnere. Wir haben uns darüber nie ausgetauscht. Du bist schon viel länger auf dieser Reise als ich. Bist du auch schon mal gestorben und hast gesehen, was der Tod bedeutet?

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      1. Ja natürlich, hab’s vergessen, doch es erinnere mich so und nach … Der Körper m. hiesigen Inkarnation hat Besuch von eine Bronchialtumor, der hat aber kaum bis gar kein Humor, bleibe aber dran
        werde bald sterben oder es gibt ein Wunder 🦋

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  2. Das Wunder ist, dass man gar nicht sterben kann nicht wahr lieber Arkis? Kannst du meditieren und Arkis sterben lassen, bevor er stirbt, damit du wieder erkennst, das dein Leben nur Denken bedeutet? Damit du siehst, dass da niemand ist, der sterben kann? Meinst du das geht? Ich wünschte, ich könnte jetzt deine Hand halten und mit dir zusammen in der Meditation auf diese innere Reise gehen, damit ein Wunder geschehen kann. Ich werde für dich heute Abend meditieren und beten lieber Arkis.

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  3. Das Bewusstsein kann nicht sterben … Die Auflösung des Ich’s, besser gesagt das Subjekt – Objekt das sich, wie du es geschrieben hast, in der stofflichen Welt spiegelt, ist eine dunkle Nachtmeerfahrt durch unsere Identifizierungen unsere Schatten unsre Illusion an der das Ego klebt, ja dukkha…..

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