Der Guru

Wenn du auf deinen Lehrer/Guru/Meister triffst, dann spürst du es augenblicklich. 

Bei mir war diese Begegnung erst möglich, als alle Zweifel auf der inneren Reise restlos ausgeräumt waren. Das hat elf Jahre gedauert!

Das Herz musste in der Lage sein, über den Verstand zu siegen. 

Der Lehrer/Guru/Meister steht dir nicht als Mensch gegenüber. Er ist die Verkörperung Gottes und er ist derjenige, der in dir das Tor zum Himmel öffnet. Nur wenn das Herz sich vollkommen hingeben kann, ist Platz für Gott, denn Gott kennt keine Grenzen.

War ich es nicht, die früher mit Unverständnis und verdrehten Augen auf die Menschen schaute, die von ihrem Lehrer/Guru/Meister sprachen? Hielt ich sie nicht für dumm, naiv und für diese „reale“ Welt verloren? 

Und ja, das ist gerade der Witz an der Sache. Genau darum geht es. Die Arroganz des Verstandes muss abgelegt werden. Unwissend müssen wir wieder werden wie ein neugeborenes Kind.

Wer dazu nicht bereit ist, wird den Lehrer/Guru/Meister auch dann nicht sehen, wenn er direkt vor einem steht. 

Es kann also niemals eine Entscheidung des Kopfes sein, sondern ein überwältigendes Begreifen, welches mitten im Herzen stattfindet. Genau von der Mitte unserer Brust steigt diese Liebe auf und Tränen fließen, ohne dass es einen Grund dafür gäbe. Tränen des Glücks und der Freude. Einfach so strömt es aus einem heraus. 

Mein ganzes Leben lang hatte ich gelernt und studiert. Das war schwer, und oft war es ein harter Weg, weil es neben Kindern und/oder Arbeit passieren musste. Aber wie unglaublich viel schwerer ist es jedoch, dieses ganze angesammelte Wissen wieder loszuwerden, um dahinter schauen zu können. Schließlich hat es uns und unsere Welt in all den vergangenen Jahrzehnten geformt. Lässt man alles Wissen ziehen, verliert man alles, um dann nichts anderes zu werden, als Liebe.

Wenn ich versuche zu erklären, begegnen mir heute die gleichen Blicke, wie ich sie früher auf eben diesen Menschen ruhen ließ. Ich begreife die Sinnlosigkeit, erklären zu wollen. Es ist, als würde eine Kommunikationsebene zwischen mir und meinen Mitmenschen fehlen. Als würde ich eine andere Sprache sprechen, denn wenn der Zugang zu solchen Erfahrungen fehlt, stößt man zwangsläufig nur auf Unverständnis. Es gibt keine Worte, die diese Empfindungen und diese Schau beschreiben könnten. 

Wer könnte diese Reaktionen besser verstehen als ich? 

Elf Jahre lang musste ich die Weisen und die Yoga-Schriften studieren, bis jegliche Zweifel verschwunden waren. Jeden Tag saß ich auf meiner Matte und trainierte meinen Körper und meinen Atem, um das Gelesene zu verinnerlichen und meditieren zu können. In all den Jahren untersuchte ich, wie mein Geist und mein Körper auf Situationen und andere Menschen reagieren. Ich schaute nach außen und lauschte dabei nach innen. Ich betrieb Übung und Entsagung, so wie es in der Yoga-Sutra des Patanjali beschrieben wird (Sutra I,12 ff.).

So überwand ich meine Ängste und wachte immer wieder mal auf. Ich / die Person verschwand. Materie verschwand. Die Zeit verschwand. Trennung verschwand. Weisheit zeigte sich. Ich wurde zu Buddha. Wurde das Weltall. 

Der Pfad des Yoga wird auch als Involution bezeichnet. Während du nach außen auf die Welt der Evolution schaust, ziehst du dich nach innen immer weiter und tiefer zurück, bis du auf die Quelle von allem triffst, was außen erscheint. 

Ich kam an den Punkt, wo ich erkannte, dass ich selbst die ganze Evolution bin. Evolution und Involution trafen zusammen. Das ist Yoga. 

Der Verstand/das Ego hatten ordentlich daran zu knabbern, aber am Ende gab es keine Zweifel mehr und doch, der Kopf hatte scheinbar noch immer die Kontrolle. 

Daher betete ich jeden Tag um einen Lehrer, der mein Ego endgültig zum Schweigen bringen konnte. Der Kopf aber fragte, wo soll der herkommen und wie soll er hierher kommen in dieses winzige Dorf? 

Die innere Stimme jedoch, die mich dieses Wunder des Einssein erleben ließ sagte, du weißt, es gibt keine Zeit und auch keine Materie. Alles ist möglich.   

Es ist nicht so, dass ich meinen Lehrer/Guru/Meister wie viele andere Millionen von Menschen in den letzten Jahren nicht schon öfter im Internet gesehen und gehört hätte. Aber damals war ich noch nicht an diesen Punkt der absoluten Hingabe angelangt. War noch nicht bereit, mich/meine Person endgültig aufzugeben. Ich hatte noch immer eine Meinung über alles, und auch über ihn hatte ich meine Vorurteile. Er war mir zu indisch. Es gab zu viele Mantras. Er hatte zu viele Anhänger. War für mich außerdem unerreichbar. Er war daher einfach nichts für mich. Ich hatte ihn für mich als Lehrer nie in Betracht gezogen. Ihn abgehakt. 

Vor einem Jahr jedoch gab es sehr oft Verzweiflung, denn es gab für mich hinsichtlich Yoga nichts mehr zu tun. Ich war durch mit allen Büchern und durch mit meiner Suche nach Gott. Nun war anscheinend an der Zeit, mich einem Lehrer zu übergeben, damit ich mit einem Schubs vom Intellekt zum spirituellen Herz vordringen konnte.  

Als ich also vor genau einem Jahr „zufällig“ wieder mal ein Video von meinem Lehrer/Guru/Meister im Internet sah, hörte ich genauer hin. Ich begriff, dass er genau von dem sprach, was ich alles in den Yoga-Sutras des Patanjali gelesen und verinnerlicht hatte. Er sprach von dem, was ich erlebt hatte und es war sein Wunsch, den Yoga zu seinen ursprünglichen Wurzeln zurückzubringen. 

In der darauffolgenden Nacht passierte etwas mit meinem Körper. Es machte mir Todesangst. Später begriff ich, dass es sich um Kundalini-Energie handelte. Blaues Licht strömte um meinen Körper herum. Es machte Geräusche und hatte einen Sog. Es war unheimlich. 

Es war klar, dass es einen Zusammenhang gab zwischen diesem Video und dem, was in der Nacht mit mir passierte, denn es wiederholte sich des Öfteren und immer dann, wenn ich seine Videos anschaute und mich ihm nahe fühlte. 

Ein anderes Mal brannte es auf meiner Stirn, als würde man mir hier ein Brandzeichen setzen und Tränen liefen, ohne dass ich wusste, warum. Tatsächlich fand eine Initiation statt noch bevor ich mich offiziell von meinem Lehrer/Guru/Meister initiieren ließ. 

Ab diesem Tag konnte ich mir kein Bild oder Video von ihm anschauen, ohne dass ich anfing zu weinen. Ich wurde ergriffen von Liebe und tiefem Mitgefühl. So etwas ist mir noch nie passiert. In meiner Brust brannte es und es schien, sie wolle platzen vor Liebe. 

Diese Liebe und dieses Vertrauen waren also erst möglich, nachdem ich dazu wirklich bereit war. Ich musste all die Jahre suchen, bis ich mich ohne Wenn und Aber hingeben konnte.

Ich überlegte sogar, irgendwann einmal nach Indien zu reisen, um ihm persönlich begegnen zu können. Hierfür hätte aber erst einmal die Pandemie verschwinden und genug Geld auftauchen müssen. 

Dann fand letzte Woche ein seit Januar immer wieder verschobenes Yoga-Retreat in Istanbul endlich statt und ich unterrichtete fleißig, während wir erfuhren, dass mein Lehrer völlig unerwartet nach Istanbul kommen würde (siehe letzten Beitrag #SaveSoil in Istanbul). 

Es fand eine sehr besondere Begegnung statt, und dies ist mit dem Verstand nicht zu erklären. Ich kann das auch nicht „Zufall“ nennen. Es ist eine Begegnung mit sich selbst. Es wird erkannt, dass wir selbst die Schöpfer unseres Lebens sind. Wir sind Gott selbst. Große Worte, die noch schwer über meine Lippen kommen und auch nicht leicht auf Papier zu bringen sind. Es ist jedoch meine Erfahrung und es gibt für mich keinen Grund mehr, dies zurückzuhalten. 

Wenn ich es tatsächlich ausspreche und aufschreibe, dann wird es auch für mich immer mehr zur selbstverständlichen Realität werden. 

Wie es sich für einen Yogi anfühlt, wenn man seinem Lehrer/Guru/Meister begegnet, kann ich nicht wirklich beschreiben. Vor einigen Wochen versuchte ich es in einem Gedicht festzuhalten. Obwohl ich in meinem ganzen Leben noch nie ein Gedicht geschrieben habe, erschien es mir einfacher, meine Erfahrung in dieser Form festzuhalten.

Diese Zeilen sind einige Wochen vor meiner persönlichen Begegnung mit meinem Lehrer/Guru/Meister entstanden und heute staune ich wieder über die Übereinstimmung mit dem, was ich schrieb und dem, was anschließend in Istanbul geschah. Als würde man Schablonen übereinander schieben und das Bild würde zu einer Einheit verschmelzen. Es ist völlig verrückt für den Verstand und absolut logisch für einen Yogi. 

Mein Guru,

Wenn ich Ihn sehe, liebe ich

Wenn ich Ihn höre, liebe ich

Voller Freude singt mein Herz 

und Tränen laufen über mein Gesicht

Werde ich wach, ist Er da

Schlafe ich ein, ist Er da

Kann ich nicht schlafen, 

liegt es an Ihm und ist wunderbar

Vor Ihm nieder beuge ich mich

Schenke ihm mein ganzes Ich

Denn Er ist es, der alle Sorgen

Und jeden Kummer bricht.

Er ist es, der den Schlüssel hat,

Er ist es, der über mich wacht, 

So dass ich weiter nach innen reisen kann

Ohne dass mir Angst etwas anhaben kann. 

Im Boot saß ich, doch die Fahrt ging nicht los,

Ein Anker war noch da, wenn auch nicht groß.

Nun warf ich ihn samt der Kette über Bord

Und die Strömung trägt mich mit Ihm fort. 

Ich sitze im Bus, den er fährt und lenkt

Egal was der Verstand darüber denkt 

er hinkt sowieso immer hinterher 

Und spielt jetzt keine Rolle mehr.

Der Guru ist ein Segen und ein Geschenk

Nichts kann ihn ersetzen. 

Man will ihm dienen und glücklich machen

In Seiner Anwesenheit singen und lachen. 

Er ist immer hier, auch wenn ich nicht mehr bin.

Ist Er nicht mehr hier, so bleibt Er doch bei mir.  

Er ist Ich und Ich bin Er. 

Auf ewig. 

Man kann das, was ich hier geschrieben habe und wovon schon so viele andere Menschen berichteten glauben oder nicht glauben. Das spielt keine Rolle, denn etwas zu glauben ist nichts anderes als eine Meinung zu haben. Man kann es nur begreifen, wenn es selbst erlebt wurde. Es geht um etwas, was den Verstand und somit jede Meinung sprengt. 

Es könnte der Gedanke des Personenkultes auftauchen, und da bekommen es viele mit der Angst zu tun. Das ist auch verständlich, denn oft gab und gibt es Beispiele hierfür. Das erwischt dann oft die Menschen, die aufgrund ihrer Vergangenheit nicht sehr stabil waren und sich eine liebevolle Führung in ihrem Leben erhoffen. 

Aber darum geht es hier nicht. Es geht nicht um Religion. Nicht um Dogmen. Nicht um dieses Leben und was man in diesem Leben machen oder nicht machen sollte, denn dass sich hier nur Gottes Wille vollzieht ist für mich und einen wirklichen Yogi längst klar. 

Es geht um das Bewältigen und Vertiefen dieser mystischen Erfahrungen und um die endgültige Verschmelzung in Gott. Hierfür ist die Führung eines Guru/Lehrers/Meisters von enormer Wichtigkeit. 

Ich wünsche euch wie immer ein wunderschönes Wochenende, Monika


22 Gedanken zu “Der Guru

    1. Oh, danke Arkis, sehr interessante Seite. Erst vor kurzem habe ich darüber nachgedacht, was der Fisch wohl zu bedeuten hat, als er mir als ein Symbol begegnete. Dann habe ich vergessen, nachzuschlagen. Jetzt konnte ich es nachlesen. Super 🙂

      Gefällt 1 Person

      1. Herzensdank liebe Monika. Das Befinden zu, ist natürlich ambivalent, ja auch Furcht ist mit im Spiel, es ist keine leichte Geschichte. Nun, ich beobachte es und geb mir selbst liebende Signale hierzu, und es nicht weg zu verdrängen, und zu erkennen, was es mir sagt. Es ist seltsam und so unberechenbar, wie Leben ist, und so sage ich mir, alles wird wieder besser Grauer.🤩

        Gefällt 1 Person

      2. Ich werde heute ganz doll an dich denken lieber Arkis. Das sind immer die Momente, in denen sich zeigt, ob wir das so bewältigen können, wie wir immer schreiben nicht wahr? Es sind unsere Prüfungen und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es hart ist. Herzlich, Monika

        Gefällt 1 Person

  1. Der wirkliche Lehrer
    das ist in uns
    die eine Seele
    die uns zur
    Einsicht bringen kann

    die Rückbesinnung
    die Rückbindung
    an die Nabelschnur
    der Grossen Mutter

    das grosse Geheimnis
    offenbart sie in uns
    einem jedem Menschen
    auf seine Art
    und Weise

    die Seele
    der Geist
    ist in uns
    nicht da draussen

    Gefällt 2 Personen

      1. Liebe Monika,

        Vielen Dank für Deine Antwort.

        Nein, ein Wunder ist es nicht.
        Die Nachtmeerfahrt, die Schattenarbeit,
        am eigenen Verdorbenen durchzustehen.

        Die Seele fordert den ganzen Menschen heraus.

        Liebe Grüße
        Hans

        Gefällt 1 Person

      2. Hallo lieber Hans, auch hier stimme ich dir zu (Seele fordert den ganzen Menschen heraus) und doch ist es für mich immer wieder ein Wunder. Ich kann heute nicht mehr verstehen, wie ich ohne Gott leben konnte und es ist ein Wunder, wie Gott/Weisheit/Leerheit/Fülle/Liebe/Freiheit von Angst … in „mein“ Leben kam. Ein Wunder jeden Tag. Ein Wunder jedes weitere Aufwachen. Ein Staunen. Unbeschreiblich. Liebe Grüße

        Gefällt 1 Person

      3. Liebe Monika

        Gott ist eine
        Erfindung des Menschen

        um sich damit
        in Schutz und Schirm
        in seiner Furcht
        und Angst
        sich gesichert zu wissen

        dem Unnahbaren
        nicht dem Vollkommenen
        ganz alleine

        ohne Schutz von Gemeinschaft
        die tägliche Begegnung
        macht jedes Warten
        auf ein Wunder
        zu Nichte

        Liebe Grüße
        Hans

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      4. Liebe Monika

        Gott ist eine
        Erfindung des Menschen

        um sich damit
        in Schutz und Schirm
        in seiner Furcht
        und Angst
        sich gesichert zu wissen

        dem Unnahbaren
        nicht dem Vollkommenen
        ganz alleine

        ohne Schutz von Gemeinschaft
        die tägliche Begegnung
        macht jedes Warten
        auf ein Wunder
        zu Nichte

        Liebe Grüße
        Hans

        Gefällt 1 Person

  2. Hello Monika how aré you l couldn t stop greetings you today l wanted to wish you a very happy mother s day for you who aré a great mother of two beautiful daughters who have to have a great Time today you deserve it you aré a great person l love you very much l send a big kiss greetings to leyla send her a big kiss AND l love you very much for all your family AND today l Will be celebrating my husband s birthday who has his birthday today kisses

    Gefällt 1 Person

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