so beginnt ein Brief, den ich am 3.12.2015 an meine Kinder schrieb und nie abgeschickt habe. Es war und ist mir noch heute wichtig, dass sie verstehen, worum es im Leben geht. Als sie klein waren, wusste ich es selbst noch nicht. Ich dachte, wir seien alle Zufallsprodukte auf einem Zufallsplaneten in einem Zufallsuniversum. Ich dachte, wir sind hier, um irgendwie zu überleben, um uns zu vermehren und dann zu sterben. Aus und vorbei. Nichts ergibt einen Sinn.
Ja, für die meisten Menschen ist es noch immer so, aber nicht mehr für mich, und für meine Kinder soll dieses flache Wasser auch nicht der Lebensinhalt werden.
Wer still wird und tiefer taucht weiß, dass es Geheimnisse und Wunder gibt, die nur wir Menschen mit unserem Bewusstsein ergründen können.
Auf meiner inneren Reise flammte immer wieder ein Feuer auf, welches den Wunsch auslöste zu teilen, auch wenn ich nicht wusste wo es herkam. Was das alles zu bedeuten hatte. Ein Übersprudeln von Freude, die sich irgendwie ausdrücken wollte.
Nachdem ich Ende November 2015 wiederholt bis zur 50. Yoga-Sutra des Patanjali vorgedrungen war, trat erneut Leere ein und Fragen tauchten auf. Die Unzufriedenheit wollte mal wieder Hallo sagen. Ich war in der Lage, es direkt anzuschauen. Wenn es im Leben nicht irgendwie vorwärts ging, standen sofort die zweifelnden und misstrauischen Gedanken Spalier. Aber sie hatten einfach keine Chance mehr. Ich war schon zu tief getaucht. War auch da schon gefestigt, das ergibt sich aus meinen Notizen.
Tagebuch 02.12.2015:
„Heute schweige ich wieder bis mittags. Unzufriedenheit ist da. Warum? Wo geht‘s jetzt lang? Arbeiten? Schreiben? Da ist ein Gefühl (Gedanken), es sei so nicht richtig. Zu wenig Bewegung und zu wenig Fortschritte in der Meditation.
Der innere Ton im Ohr ist manchmal so stark, dass es mir regelrecht laut vorkommt. Es ist beinahe unangenehm. Wie kann ein Ton, den man über Jahrzehnte immer nur überhört hat, plötzlich so laut und klar sein?
Das Haus macht Fortschritte. Ich denke viel darüber nach, wie ich den Garten gestalten möchte. Will ich arbeiten? Bin ich faul? Brauche ich das Geld? Kann ich anderen Menschen helfen? Wird Er mir Arbeit geben?
Jeden Tag arbeite ich an mir. Studiere. Meditiere. Yoga-Übungen. Lerne zu kochen und uns gesund zu ernähren. Baue das Haus.
Ich kann nichts mehr tun, was nichts bringt und schaue daher kein TV mehr, lese keine Romane mehr und bin – wie eigentlich schon immer – an Unterhaltungen nicht mehr interessiert, die oberflächlich sind. Ich will nicht unterhalten werden.
Hier stoße ich oft mit meinem Partner zusammen. Es gibt Konflikte deshalb und ich fühle mich daher noch immer einsam auf der Reise. Nur mit Ihm verbunden. Aber es gibt diesbezüglich keinen Austausch. Nur die Fotografien der Meister auf meinen Büchern schauen mich an und machen mir Mut. Sie sagen: Wir sind da, mach weiter.“
Und während – wie so oft auf meiner inneren Reise – auch am 02.12. wieder all die üblichen Fragen auftauchten und notiert wurden, sprudelte die Freude und Gewissheit, dass alles genau so richtig ist, schon einen Tag später wieder so stark auf, dass der Brief an meine Kinder entstand.
Der Drang zu teilen nahm hier wohl in schriftlicher Form seinen Anfang, weil niemand da war, der mich verstand und mit dem ich über meine Erfahrungen sprechen konnte. Ich wollte meine Kinder wissen lassen, dass es einen Weg nach innen gibt, der leuchtet und auch einen aus der Angst. Ich denke, mit diesem Brief ist der Samen gelegt worden, aus dem dann später das Buch: „Frei von Panikattacken und Flugangst“ entstehen konnte. Es sollte ursprünglich ein Buch für meine Kinder werden.
Tagebuch 03.12.2015:
„Ich habe „Für Euch“ angefangen zu schreiben.
Ihr Lieben,
diese Zeilen sind für euch. So gut ich kann, möchte ich von meiner Familie und von mir erzählen, damit ihr mich und ihr euch selbst besser verstehen könnt. Vielleicht müsst ihr dann nicht die gleichen Fehler machen. Falls sie doch passieren, wisst ihr wenigstens, dass ihr nicht die einzigen seid, denen dieses oder jenes im Leben widerfährt.
Vor allen Dingen sollt ihr wissen, dass ich Euch mehr liebe, als alles andere auf der Welt. Ihr sollt wissen, dass sie es wert waren, all die Mühen und die Entbehrungen. Ihr sollt wissen, dass ich unendlich glücklich bin, dass ihr da seid und ich bin unheimlich stolz auf euch. Ich bin davon überzeugt, dass ihr verantwortungsvolle Menschen seid und in der Lage sein werdet, immer wieder euren Weg zu finden.
In den letzten Jahrzehnten ist alles moderner und in mancher Hinsicht für den Menschen viel einfacher geworden, aber gleichzeitig auch viel komplizierter. In den sogenannten zivilisierten Gesellschaften haben die Menschen ihre Orientierung verloren und sind nicht mehr in der Lage, glücklich und zufrieden zu sein. In dem Wort “zufrieden” liegt das Wort “Frieden”. Den haben wir verloren. Weil wir unzufrieden sind, gibt es auch keinen Frieden mit anderen und mit der Natur. Zerstörung ist das Ergebnis.
Damit ihr nicht in diesem materiell orientierten Chaos verloren geht, möchte ich euch, obwohl ihr schon erwachsen seid, mit diesen Zeilen noch ein wenig an die Hand nehmen und führen. Vielleicht gelingt es mir ja, dass ihr euch auf die Suche macht nach eurem Selbst und tiefen Frieden und Freude am Leben findet. Dann seid ihr stark wie eine Eiche und nichts kann eure Wurzeln aus der Erde schlagen. Weder Umstände persönlicher Art, wie eine Trennung, schwere Krankheiten oder der Tod eines geliebten Menschen, noch äußere Umstände, wie Kriege oder Naturkatastrophen werden euch so erschüttern, dass ihr daran zerbrecht.
Ihr werdet all die Zusammenhänge erkennen und verstehen, dass das Leben ein Fluss und ein ständiger Abschied ist. Ihr werdet lernen, dass wir natürlich unseren Verstand benutzen, hinterfragen und zweifeln müssen, aber dass wir auch in der Lage sind, alles tiefgründiger zu erfassen. Dann erst wird sich die wunderschöne Wahrheit offenbaren.
Das wünsche ich mir für euch. Es ist ein aufregender Pfad, der kein Ende hat. Denn das, was euch dort erwartet, ist die Unendlichkeit. Manche nennen es “Gott” oder “universelles Bewusstsein” und andere nennen es das “Über-Bewusstsein”. Es spielt keine Rolle, wie wir es bezeichnen. Wichtig ist, was in euch während dieser spannenden Reise passiert und dass ihr wisst, dass diese Reise auch schon an sich das Ziel sein kann.
Wenn ihr das begriffen habt, dann geht es euch wir mir jetzt. Dann habt ihr das Gefühl, eine alte wunderschöne Schatztruhe geöffnet zu haben. Eine Truhe, die immer da war, aber die man einfach nie wahrgenommen hat. Ihr werdet hineinschauen und feststellen, dass diese Truhe, die erst einmal oberflächlich voll mit Büchern über die Weisheit ist, gar keinen Boden hat, sondern immer tiefer und tiefer geht. Immer wenn ihr das nächste Buch zur Seite legt und gerade wieder meint, etwas verstanden zu haben, dann merkt ihr voller Verwunderung, dass ihr eigentlich noch immer nirgendwo angekommen seid und nur einen Hauch der Wahrheit berührt habt.
Das wird euch aber nicht abschrecken oder traurig machen. Ganz im Gegenteil. Ihr werdet das Gefühl bekommen, dass dieser Schatz so unendlich groß und schön ist, und Freude wird aufkommen und der Wunsch, tiefer vordringen zu wollen wird immer grösser und drängender. Ihr wünscht euch, mindestens 100 Jahre alt zu werden, damit ihr recht viel von dieser Fülle aufnehmen könnt und freut euch schon auf den nächsten Fund weiter unten in der Schatzkiste.
Am Anfang werdet ihr dann ganz schwach das erste Licht sehen und dann, je tiefer ihr vordringt, wird es immer heller und schöner scheinen. Manchmal werdet ihr denken, dass ihr euch das nur einbildet und ihr werdet auch zweifeln oder gar verzweifeln, weil ihr das Gefühl habt, nicht weitergekommen zu sein. Aber dann werdet ihr erkennen, dass das Licht euch nicht getäuscht hat, und das Licht wird nicht nur hell sein, sondern es wird euch auch seine Liebe offenbaren. Wenn ihr diese Liebe spürt, dann wisst ihr, dass alles wahr und richtig ist und ab hier gibt es keinen Weg mehr zurück. Denn diese Wahrheit kann man nun nicht mehr verdrängen oder anzweifeln.
Ihr werdet begreifen, dass alles andere, was euch über die Jahre so beschäftigt hat, völlig unwichtig ist. Ihr werdet verstehen, dass der Inhalt dieser Truhe schöner und wichtiger ist als jede andere Truhe, selbst wenn sie Reichtum und Macht enthalten sollte. Ihr werdet nicht mehr tauschen wollen.
Mein tiefster Herzenswunsch ist, dass ihr diese Truhe öffnet und einen Blick hineinwerft., bis das Feuer in euch entfacht wird. Ja, am besten stürzt ihr euch in diese Tiefe, denn dort kann euch gar nichts passieren. Es gibt dort nur Frieden, Freude und Weisheit. (3.12.15)“
Heute würde ich den Brief anders schreiben, denn die Reise hat mich immer mehr verändert. Das Schöne ist jedoch, dass Briefe nicht mehr nötig sind, weil wir jetzt über alles sprechen können.
Habt alle ein tolles Wochenende, Monika
Es war früh schon da, schon als Kind hatte ich es, dies Gefühl, dass es mich nicht abzuholen vermag was Menschen um mich herum als Zerstreung und Vergnügen zu empfinden und zu brauchen scheinen. Mich selber allein als Gesellschaft zu haben war dagegen immer das tiefste Gefühl.
Herzlichen Gruß lieb Monika.
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Eine Transformation dieser Art ist für Mitmenschen schwer zu verkraften. Die Person ändert sich zusehens in ein, nicht mit blossem Augen sehbaren, Licht und Liebe und Freude-vollen Wesen. Die Mitmenschen werden nervos, konfus, wiesend nicht was los ist.
Als ob sie plötzlich ein Geist vor sich sehen. Deshalb finde ich gut dass du der Brief nicht zugesendet hast. 🙂
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