Dieser Beitrag ist aufgrund der Frage von S. entstanden, die gerne wissen wollte, was man unter „Samadhi“ versteht. Theoretisch hatte ich mich mit dieser Frage noch nicht auseinandergesetzt, und ich möchte versuchen, diese Frage aus meiner Sicht zu beantworten, indem ich mich auf meine eigenen Meditationserfahrungen beziehe und nicht nur wiedergebe, was man bei Wikipedia, Wiki.Yoga-Vidya oder anderen Webseiten sowieso nachlesen kann.
Spannend finde ich persönlich auch den Unterschied zwischen Samadhi und der Erleuchtung/dem Aufwachen. Deshalb möchte ich am Ende darauf auch noch kurz eingehen.
Wenn man in den Schriften oder im Internet nachschaut, dann kann man schnell feststellen, dass es keine einfache Definition für den Begriff Samadhi (übersetzt Versenkung, Sammlung) gibt.
Im Hinduismus wird Samadhi anders beschrieben als in der Bhagavad Gita, in den Yoga-Sutras des Patanjali, im Buddhismus oder im Sikhismus. Außerdem gibt es noch jeweils verschiedene Samadhi-Stufen, die man erreichen kann. Darauf möchte ich hier aber gar nicht eingehen. Das verwirrt tatsächlich alles nur und kann mit dem logisch denkenden Verstand sowieso nicht begriffen werden.
Gemeinsam ist allen Beschreibungen jedoch, dass Samadhi als ein Bewusstseinszustand beschrieben wird, der nichts mit dem des Wach-, Schlaf- oder Traumzustand zu tun hat und nur dann eintritt, wenn der Geist absolut ruhig ist, d. h. wenn das Denken aufhört. Man könnte also sagen, es ist eine überbewusste Erfahrung und man hat das Gefühl, dass man eins mit Gott ist.
Samadhi kann durch tiefe Meditation erreicht werden oder auch ganz spontan eintreten, in einem Zustand der absoluten Entspannung. Fast alle Menschen erleben diesen Augenblick, wissen aber gar nicht, dass sie sich gerade in Samadhi befinden. Sie übersehen es sozusagen, spüren aber plötzlich einen tiefen Frieden in sich und lächeln.
Vor einiger Zeit erzählte mir z. B. meine Mutter, dass sie gerade mit Putzen beschäftigt war und eine Pause machte, um sich zu erholen, als ihr plötzlich ganz warm ums Herz wurde und sie eine tiefe Liebe spürte. Sie tat nichts anderes als ruhig zu atmen und aus dem Fenster zu schauen, um sich zu erholen und plötzlich war es da, weil der Verstand spontan zur Ruhe kam.
Andere müssen lange meditieren, bis sie so einen friedvollen oder manchmal auch ekstatischen Zustand erleben können, weil sie womöglich genau auf so ein Phänomen hinarbeiten. Gibt es eine Erwartungshaltung, stellt dies jedoch ein großes Hindernis für Samadhi dar, weil der Verstand dann aktiv ist.
Aus diesem Grund konnte ich auch eine außergewöhnliche Samadhi-Erfahrung direkt am Anfang meiner Meditationspraxis machen. Ich wusste ja nicht, was mich erwarten würde und hatte keinerlei Hoffnungen oder Erwartungen. Ich hatte das Buch von Paramahansa Yogananda neben mir im Bett liegen, als ich nachts wach wurde und meditierte. Mein Herz war voller Liebe für ihn, denn ich las wiederholt seine Autobiographie. Ich fühlte mich während der Meditation geborgen und geliebt.
Und dann trafen mich dieses innere Licht der Liebe und die Gewissheit, dass ich mit allem auf dieser Welt verbunden bin. Ich fühlte mich glückselig, könnte man sagen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie lange dieser Zustand dauerte. Anschließend schlief ich einfach ein und war über mehrere Wochen verliebt in das Leben und jeden Menschen, der mir begegnete.
Als Laie würde ich Samadhi als eine Erscheinung bezeichnen, die sich extrem von unseren Erfahrungen im Alltag unterscheidet.
Das können Lichterscheinungen sein, Töne, Gerüche, Wesenserscheinungen wie Engel, oder Devas, fremde Formen, bunte Farben vor unserem inneren oder äußeren Auge, und selbst Astralreisen sind möglich. Der Atem kommt in diesem Moment fast zum Stillstand, so ruhig ist der ganze Körper-Geist-Organismus.
Ich glaube, wenn man eine bestimmte spirituelle Praxis betreibt oder einen Lehrer hat, der einen stark beeinflusst, kann dies auch Einfluss auf die Erscheinungen im Samadhi-Zustand haben. Wer sich z. B. nie mit Buddhismus beschäftigt hat, wird vielleicht nie Devas oder eine Buddha-Figur als Erscheinung wahrnehmen.
Da ich selbst nie einen spirituellen Lehrer und somit keinerlei Vorstellungen hatte, war ich immer völlig ratlos, wenn sich Phänomene während einer Meditation oder in einem anderen Ruhezustand zeigten. Anschließend versuchte ich dann immer etwas darüber aus Büchern oder dem Internet zu erfahren. Ich, oder vielmehr der Verstand, wollte immer wissen, was das nun zu bedeuten hatte.
Ich hatte vor allen Dingen Lichterscheinungen. Manchmal erhellt das Licht den ganzen Raum, wenn ich die Augen offenhalte, und manchmal wandert das Licht über mein Gesicht und heilt meine Kopfschmerzen. Manchmal sehe ich das Licht auch mit geschlossenen Augen. Es leuchtet golden auf meinem Scheitel am Kopf, aber von innen heraus. Es kann auch als Strahl von der rechten oder linken Seite vor meinem inneren Auge auftreten. Der Strahl kommt von oben und geht schräg durch mich hindurch und wird immer breiter. Er ist so hell und stark, dass ich es nicht mehr aushalten kann und das innere Auge schließen muss. Dieses Licht ist voller Güte und Liebe und ohne, dass ich etwas dagegen tun könnte, treten mir die Tränen in die Augen. Dieses Gefühl ist überwältigend. Man kann es nicht mit Worten beschreiben. Sie reichen dafür nicht aus.
Tatsächlich ist dieses Licht inzwischen immer da, auch wenn ich die Augen schließe. Das ist aber nicht etwas, was nur mir persönlich vorbehalten ist, dieses Licht ist für alle Menschen da, aber sie wissen es nicht. Deshalb schreibe ich hier. Wir sind dieses Licht.
Man sagt auch, dass es Lehrer gibt, die dich direkt in diesen Samadhi-Zustand versetzen können (siehe z. B. Zen-Buddhismus und Satori).
Im Samadhi-Zustand treten also außergewöhnliche Phänomene auf, und neben großer Freude und einem unbeschreiblichen Glücksgefühl geht mit ihm meistens auch ein sehr tiefes Verstehen einher. Du begreifst, dass du eins mit Gott bist, und dies verändert dein Verhalten im Alltag extrem. Du hast eine andere Schau auf dich und deine Umwelt. Schwerpunkte verschieben sich. Man beobachtet mehr. Wird stiller. Hört auf zu jammern und zu klagen. Fragt sich nicht mehr, was kann ich in diesem Leben noch erreichen, sondern was will dieses Leben mir zeigen? Was kann ich noch entdecken und lernen?
Natürlich wird man auch empfindlicher. Sensibler, oder man könnte auch sagen durchsichtiger.
Ich konnte im Laufe der Jahre feststellen, dass die Phänomene zunahmen, wenn ich mich sehr intensiv auf die Suche nach der Weisheit/Gott einließ, viel meditierte und somit alles andere in den Hintergrund fallen ließ. Es verlangte meine ganze Aufmerksamkeit, meine absolute Ehrlichkeit und meinen ganzen Willen. Es durfte keinen Kompromiss geben, und das Vertrauen in Gott musste unerschütterlich sein.
Man kann diese Reise nicht halbherzig machen. Man muss sich irgendwann entscheiden zwischen dem, was einem der Verstand erzählt und dem, was einem diese Phänomene zeigen. Entweder bin ich der Mensch Monika/Ego oder ich bin das Licht und Liebe, also Gott selbst.
Dafür muss man immer wieder all das, was einem der Verstand einreden möchte, genauestens anschauen und in Frage stellen. Nicht länger Gott in Frage stellen, sondern den Verstand, der sich bei uns allen an Gottes Stelle gesetzt und uns für Gott blind gemacht hat.
Insofern unterstützen uns diese Phänomene auf dem Weg der inneren Reise und geben uns Mut und Kraft, weiter zu forschen. Das ist meine Erfahrung. Das Leben entwickelt sich immer mehr zu einem Wunder. Ich kenne mich mit dem christlichen Glauben nicht aus, weil ich mich mehr mit der Philosophie des Yoga beschäftigt hatte, aber vielleicht könnte man es aus christlicher Sicht so beschreiben, dass man nicht mehr nur in seinem eigenen kleinen Ego-Geist ist, sondern immer mehr mit dem Heiligen Geist und somit mit Gott verbunden ist. Sich immer tiefer darin fallen lassen kann und dann voller Vertrauen ist.
Nach diesen Samadhi-Erfahrungen traten weitere Phänomen in mein Leben. Obwohl ich keine Ahnung hatte, was das Dritte Auge bedeutete, geschah es, dass es sich bei mir öffnete (ich werde später davon berichten und bin schon ganz gespannt, weil es einfach total verrückt ist). Es gab nun auch noch Erscheinungen und Wahrnehmungen in dem Bereich vorne auf der Stirn. Wie eine Tür öffnete sich dort eine Stelle zwischen meinen Augenbrauen und ich ging von dort in eine andere Dimension über, die wesentlich realer erschien, als alles, was ich hier auf Erden je gesehen hatte. Wenn ich später darüber schreibe, werde ich gleichzeitig darüber lesen müssen, um es selbst besser verstehen zu können.
Aber egal, was auch passierte und was immer diese Dinge steuerte, es passierte immer nur soviel, wie ich bereit war, zuzulassen. Und es gab nie Ängste (und das schreibt jemand, der 30 Jahre lang nur Ängste hatte), sondern großes Staunen und ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit und erstaunlicherweise ein Gefühl, als wäre das alles selbstverständlich und normal. Meistens geschah das am Abend oder in der Nacht, wenn Ruhe im Haus einkehrte und die Menschen um mich herum schliefen. Dann konnte auch ich entspannt meditieren und nach eventuellen Phänomenen wie ein Baby sanft behütet und glücklich einschlafen.
Jetzt kommen wir zu dem, was für mich ebenfalls sehr spannend ist, nämlich dass wir – egal, wie aufregend diese Erscheinungen/Erlebnisse auch sind – nie vergessen dürfen, dass es trotz alledem nur Phänomene sind.
Das heißt, sie erscheinen und verschwinden wieder. Und somit gleichen sie dem, was wir hier in unserem Alltag erleben. Der Mensch wird geboren und stirbt, so wie alle Lebewesen auf diesem Planeten. Der Tag vergeht und es wird Nacht. Nichts bleibt so wie es war. Alles vergeht irgendwann bzw. verändert sich.
Wenn ich also ein wunderschönes Samadhi-Ereignis habe, werde ich unweigerlich irgendwann aus diesem Zustand heraustreten und wieder Monika sein, die auf der Matte sitzt und meditiert. Zurück bleibt eine Erinnerung, und die Zeit fängt wieder an zu laufen. Dinge müssen erledigt werden und der Alltag hat uns wieder im Griff, auch wenn wir nun vielleicht etwas entspannter und glücklicher sind.
Und hier kommen wir zum Unterschied zwischen Erleuchtung/Aufwachen und Samadhi. Jemand der aufwacht erkennt, dass alles, was kommt und geht, eine Illusion ist. Er befindet sich sozusagen im vierten Zustand, der dem Wach-, Schlaf- und Traumzustand zugrunde liegt und in dem sich alle Phänome abspielen. Sei es der Alltag oder gar die Phänomene im Samadhi.
Aufwachen oder Erleuchtung kann sich ganz still und ohne besonderes Erlebnis ereignen. Es ist eher ein Aha-Geschehen. Ein Verstehen. Eine Umkehr im Denkapparat. Man wird nicht mehr vom Verstand gelenkt, sondern man verwendet den Verstand für das, wofür wir ihn brauchen. Zum Autofahren, zum Backen oder Kochen usw. Ansonsten ist er still. Ruhe. Frieden. Man könnte auch sagen, dauerhaftes Samadhi.
Da ich Aufwachen auch erlebte, glaube ich, dass man entweder endgültig aufwachen kann oder aber auch zwischen den Welten der Illusion und der Erleuchtung hin- und herpendeln kann, bis man endgültig aufwacht.
Als ich aufwachte, war die Person Monika völlig verschwunden. Ich war mit/bei mir, aber nicht die Person. Ich war mit etwas viel Größerem verbunden und begriff in einem einzigen Augenblick, dass alles andere Illusionen sind. Da war ein großes Nichts, in dem alles erscheint und zwar immer Jetzt. Auch Zeit ist Illusion. Ich war schon immer. Ich war alles, was ich sah, egal ob es der Teppich im Raum oder das Sofa war. Ich war so weit. Ich war der ganze Raum, indem sich alles abspielt und je abgespielt hat. Es gab keine Dualität mehr. Das ehemalige Subjekt Monika verschmolz mit allen Objekten.
Seitdem passierten diese Momente des Aufwachens immer wieder. So konnte ich auch mal Buddha sein (siehe Beitrag: Ich bin Buddha), die ganze Evolution oder das ganze Universum.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass wir uns von Meditationserlebnissen nicht hinreißen lassen, egal wie schön sie auch sind. Wenn wir aufwachen wollen, müssen wir weiter forschen, bis wir immer tiefer gehen können und erkennen, dass auch diese Erlebnisse nichts anderes als Phänomene auf einer anderen Ebene sind.
Solange es Phänomene gibt, die erscheinen und wieder verschwinden, befinden wir uns noch auf der spirituellen Reise. Wir dürfen nie vergessen, dass alles was kommt und wieder geht, nicht wahr ist, eine Illusion ist. All das müssen wir hinter uns lassen.
Erst dann können wir auf die Leerheit treffen, wie Buddha sie beschreibt und uns frei macht von jeglichem Leid. Niemand wurde je geboren und niemand ist gestorben. Das ist die absolute Befreiung und der Frieden, der wir wirklich sind.
Es heißt dann nicht mehr ich bin dies und das, sondern ICH BIN, weil wir im SEIN verankert sind und nicht mehr in der Person/Verstand/Ego.
Liebe S., ich hoffe, ich konnte die Frage für dich beantworten. Ich habe lange an diesen Beitrag gesessen und es ist mir nicht leicht gefallen, weil ich nicht nur der Frage von S., sondern auch dem Thema selbst einigermaßen gerecht werden wollte.
Ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende, Monika
Ich danke dir für diese klare Antwort und die herzliche Mühe die du investiert hast. Es hat mir gut geholfen zu verstehen was mit samadhi gemeint ist. 💐🙂
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Das freut mich :-). Ich weiß aus deinen Beiträgen, dass du auch ähnliche Erfahrungen gemacht hast oder? Liebe Grüße
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Ja, deshalb habe ich sofort verstanden was du erzählt hast. Sehr wichtig fand ich auch was du über die Phenomene gesagt hast und wie man am besten damit umzugehen ist. Es ist sehr wichtig. 🙂
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Doar practica aduce claritate, teoria incetoseazä.
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Servus. Am intrat la tine pe blog. Mulțumesc de intervenție. Sunt curioasă să văd lumea și din perspectiva ta.
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Nu e a mea, nu-mi apartine ceva si nici eu vreunei lumi.
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Ich habe gesagt : wie du diese Welt siehst nicht dass das deine Welt ist. Keiner von uns gehört tatsächlich dieser Welt. Denk ich.😏
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Richtig.
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Vielen Dank für deinen Besuch. Es ist ein Versuch, etwas theoretisch zu erklären, was keine Dualität kennt. Daher muss jeder Versuch scheitern. Und doch wollen wir darüber berichten und teilen.
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Sehr gerne. Ja, einerseits ist es wirklich bewunderswert, Klarheit zu bringen über einen Zustand, der jenseits des Denkens ist. Andererseits hingegen ist es wertvoll nur, wenn von meditativer Praxis gefolgt wird. Voraussetzung bleibt allerdings die Kenntnis der Erkenntnis.
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