Beim Schreiben meines letzten Beitrags entstand die Idee, über die Unterschiede von Wünschen/Träumen, Zielen/Plänen und Visionen zu schreiben. Um der Sache besser auf den Grund gehen zu können, definiere ich hier ganz knapp die Begriffe mit Hilfe von Wikipedia. Knapp deshalb, weil bei genauerer Betrachtung die Definitionen meine eigentliche Absicht und damit den Rahmen dieses Beitrages sprengen würden. Anschließend werde ich versuchen, mit Hilfe meiner eigenen Erfahrungen zu argumentieren, ohne weiter auf Auslegungen und Interpretationen anderer Menschen einzugehen.
Bei Wikipedia heißt es:
- Wunsch ist als ein Begehren nach einer Sache oder Fähigkeit, ein Streben oder zumindest die Hoffnung auf eine Veränderung der Realität oder Wahrnehmung oder das Erreichen eines Zieles für sich selbst oder für einen anderen definiert.
- Ziele sind Aussagen über angestrebte Zustände in derZukunft, die durch entsprechendes zielorientiertes, intelligentes Verhalten erreicht werden sollen.
- Als Vision (vonvisio „Erscheinung, Anblick“) wird ein subjektives bildhaftes Erleben von etwas sinnlich nicht Wahrnehmbaren bezeichnet, das aber dem Erlebenden – dem Visionär – real erscheint. Es gibt auch Erscheinungen im religiösen Sinne; dann geht man von einer Einwirkung jenseitigerMacht aus. Zusätzlich treten oft Höreindrücke auf, meist als gesprochene Worte. Es gibt Visionen, die sich im Traum offenbaren, als Offenbarung erscheinen oder als Wahrsagung usw.
Bei den ersten zwei Begriffen, den Wünschen und Zielen (Plänen) gibt es eine Person, die sich in diesem Moment in einer Situation befindet, die sie in der Zukunft verändern oder verändert haben möchte.
Es fällt uns schon gar nicht mehr auf, aber sobald uns eine Lebenssituation nicht gefällt, finden wir uns meistens nicht damit ab, sondern möchten, dass sich das so schnell wie möglich ändert. Das fängt schon beim Wetter an. In Deutschland wünschen wir uns, sobald wir morgens die Augen öffnen, die Sonne möge scheinen, während ich hier im Süden jeden Tag auf Wolken und Regen warte. Und so geht es den ganzen Tag weiter. Wünsche tauchen auf, um die alltäglichen Bedürfnisse, Triebe oder Begierden zu befriedigen, so z. B. den Erwerb eines neuen Autos, Computers, einer eigenen Wohnung oder eines Hauses. Geht es uns oder uns nahestehenden Personen gesundheitlich nicht sehr gut, wünschen wir uns und anderen Gesundheit. Wir wünschen uns den richtigen Partner und dann, dass der Partner sich ändert. Wir wünschen uns Frieden, Angstfreiheit usw.
Für den Eintritt einer Veränderung kann ich entweder selbst etwas tun (z.B. wenn ich Kopfschmerzen habe, kann ich eine Tablette nehmen) oder ich kann darauf hoffen, dass Veränderung eintritt, weil ich selbst keinen Einfluss darauf nehmen kann, und übe mich so lange in Enttäuschung (z.B. Veränderung des Wetters).
Dann gibt es Wünsche, für deren Erfüllung wir etwas mehr Zeit brauchen – dann sind wir bei den Zielen/Plänen. Hier bedarf es meistens eigenen Engagements über eine längere Zeit, weil man entweder erst Geld sparen oder eine bestimmte Ausbildung, Position im Beruf usw. erreichen muss. Gezielt gehen wir deshalb eine im Kopf festgelegte Lebensroute ab, bis wir das Erwünschte erreicht haben.
Diese oben aufgeführten Wünsche und Ziele haben ihren Ursprung im Kopf, denn sie werden durch Gedanken ausgelöst. Wann und wie diese Gedanken auftauchen, hängt meistens ganz von unserer Konditionierung ab, also von der Genetik, Erziehung und unseren Lebensumständen. Somit passiert das alles in der Regel automatisch und völlig unbewusst.
Man könnte also auch sagen, dass bei Wünschen und bei Plänen/Zielen sich eine Person mit dem Körper hier im Augenblick unzufrieden aufhält und daher mit dem Verstand in der Zukunft unterwegs ist und auf Veränderung hofft.
Wenn man sich dessen nicht bewusst ist, kann es passieren, dass der Augenblick, den wir gerade erleben, nur ein Mittel zum Zweck für einen in der Zukunft liegenden und somit noch nicht eingetretenen Zustand darstellt, von dem wir nicht einmal wissen, ob er je eintreten wird.
Dann kann es passieren, dass wir für alle Umstände und Menschen, die uns in jedem Augenblick begegnen, nur dann Liebe und Zeit aufbringen, wenn sie für unsere aktuellen Ziele und Wünsche wichtig sind. Für alles andere zeigen wir keine Aufmerksamkeit mehr oder noch viel schlimmer, wir betrachten jegliche Erscheinungen und Umstände (z.B. eigene Kinder und alte Menschen, selbst wenn es die eigenen Eltern sind, rote Ampeln, Stau, Krankheit usw.) nur noch als Hindernis, weil sie nicht zum Tages- oder Wochenplan passen.
Somit wird jeder Augenblick, der nicht in unsere Wünsche oder Pläne passt, eine Katastrophe, ein Nichtvorwärtskommen und somit unerwünscht. Man ist nicht zufrieden und auch nicht glücklich, weil man ständig etwas anderes erwartet, als das was das Leben gerade anbietet.
Wenn man das einmal genauer untersucht und begreift, dass wir weder die Konditionierung unseres Gehirns ausgesucht noch durchgeführt haben und erst recht niemals aussuchen oder entscheiden können, was das Leben mit unserer Gesundheit, unserer Familie oder dem ganzen Weltgeschehen vorhat, dann erkennt man die Hoffnungslosigkeit und den Irrsinn, die in dieser Trennung von HIER IST NICHT GUT und SPÄTER IST BESSER liegen.
Ich sage nicht, dass man keine Pläne oder Ziele, Träume oder Wünsche haben soll. Wie wäre es jedoch, wenn man nicht alles dem konditionierten Verstand überlässt, der über Jahrzehnte von vielleicht ehrgeizigen Eltern, Lehrern und einer konsumorientierten Gesellschaft trainiert wurde, sondern schaut, was hinter diesen Gedanken liegt?
Gibt es Wünsche und Ziele, die erst dann erscheinen, wenn der konditionierte Verstand still ist?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es sehr wohl etwas gibt, was ich als Bauchgefühl oder Intuition bezeichnen würde. Etwas, was ich selbst erst sehr spät bei mir entdeckte und was nur in Erscheinung treten konnte, als ich das Reden im Kopf nicht mehr so ernst nahm. Als ich innehielt und den Blick nicht mehr nach vorne richtete, sondern auf das richtete, was hier war.
Es geht gar nicht anders, man erkennt sofort, was wirklich wichtig ist, sobald das Hamsterrad anhält. Deshalb muss man sich ehrlich fragen, ob man diesen Blick nach Innen wagen oder ob man lieber weiter klagen und einem Gespenst in der Zukunft nachjagen möchte.
Wenn der Körper hier ist und der Geist ebenfalls Ruhe gibt, dann besteht die Möglichkeit, dass Wünsche und Ziele erscheinen, die nicht aufgrund von Überlegungen des Verstandes entstehen (z.B. wie man mehr Macht bekommt, mehr Geld bekommt, besser aussieht, mehr Sicherheiten erwirbt usw.), sondern einer tiefer liegenden Quelle entspringen und uns mit dem, was Hier und Jetzt erscheint verbindet.
Somit muss die Person nicht mehr zukunftsorientiert handeln, sondern es wird erkannt, das alles, was in jedem Augenblick auftaucht immer wichtig und richtig ist. Die Lebensreise selbst wird das Ziel und aus jedem Moment können Freude und Glück entspringen. Alle Menschen und Umstände, die nun auftreten, sind in Ordnung und kein Hindernis mehr, sondern sie sind Teil von dem, was gewünscht wurde. Statt einer Trennung vom Leben findet ein tieferes und bewusstes Eintreten in das Leben als Ganzes statt.
Das Wunderbare ist, wenn man nicht mit dem Kopf gegen das Leben rennt, wird aus einem Kampf gegen das Leben die Wundertüte Leben. Enttäuschungen bleiben einem erspart und es gibt eigentlich nur noch Überraschungen. Das brachte mir so viel Vertrauen in das Leben, dass Panikattacken und Depressionen sich verabschieden konnten.
Und wie ist es mit Visionen? Während bei Wünschen immer eine Person vorhanden ist, die einen Wunsch für sich in naher oder ferner Zukunft hat, taucht bei einer Vision gar keine Person auf, und auch die Zeit spielt keine Rolle mehr.
Wenn eine Vision erscheint, dann ist da niemand der zuvor sagt, ich möchte eine Vision haben, denn so etwas geschieht sehr unerwartet. Jedenfalls war es bei mir so. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet und auch nicht gewusst, dass es so etwas wirklich gibt.
Man könnte sagen, es geschieht etwas durch die Person. Da ich selbst kaum etwas über Visionen gehört oder gelesen habe, kann ich nur von mir selbst berichten. Ich konnte in der Meditation, die ich in meinem letzten Beitrag erwähnte, deutlich sehen, was später eintreten würde. Dabei wusste ich im Augenblick der Meditation nicht, dass das mal geschehen würde. Ich wusste noch nicht einmal, dass es diese große Sehnsucht nach Freiheit in mir gab. Erst zwei Jahre später, als das Gesehene erlebt wurde und ich die Notizen im Tagebuch nachgelesen hatte, wurde mir die Bedeutung dieser Bilder bewusst.
Visionen entspringen also ebenfalls – wie die oben bezeichneten tiefer liegenden Wünsche – nicht dem denkenden Gehirn, sondern werden dann erlebt, wenn der Verstand still ist. Ist der Verstand still, gibt es auch keine Zeit mehr. Visionen sprengen die Zeit, da der Verstand später nicht nachvollziehen kann, wie es möglich ist, dass etwas gesehen wurde, was Jahre später tatsächlich eintraf.
Auch die vom Verstand erlebte Trennung des eigenen Körpers vom Rest der Welt wird in einer Vision ad absurdum geführt, denn wie soll erklärt werden, dass etwas mit geschlossenen Augen erkannt wurde, was sich auf der anderen Seite des Planeten in zwei Jahren abspielen wird? Nicht einmal vom eigenen Verstand wurde diese tiefe Sehnsucht zuvor erfasst. Es gibt keine Trennung mehr von nichts und niemandem. Deshalb ist eine Vision auch nicht wirklich erklärbar. Man kann sie nur erleben.
Zusammenfassend kann ich aus eigener Erfahrung sagen, wenn man mit seinem Leben nicht zufrieden ist, sollte man nicht sofort neue Pläne, Ziele und Wünsche für die Zukunft machen, sondern erst einmal schauen, wo man im Leben steht.
Nur in Augenblicken der Ruhe und Stille, in denen wir nach innen lauschen dürfen, stoßen wir auf unseren wahren Lehrer. Treffen wir dabei auf unsere Ängste, Verzweiflung oder Depressionen, hören wir diesmal nicht auf den Verstand und laufen davon, sondern lernen zu verstehen, dass sie unsere besten Ratgeber sind, die uns von innen auf den richtigen Weg führen möchten.
Wird das erkannt, beginnt die Zukunft sowieso in diesem Augenblick, und Zeit und Ziele spielen keine Rolle mehr.
Ich wünsche euch ein tolles Wochenende!
… eine Umarmung … *
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Ich liebe diesen Beitrag, liebe Monika. Eine schöne Auseinandersetzung mit dem, was uns gut tut…
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Ich danke dir für dieses schöne Feedback und sende ganz liebe Grüße, Monika
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Dankeschön, das kann ich nur zurück geben 🙂
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Ich bin so happy, dass ich deinen Blog hier auf WordPress gefunden habe. Deine Beiträge tun mir stets so gut und nach jedem lesen habe ich etwas für mich mitgenommen. Das ist gerade nur Ego, oder? Ich schreibe ja nur von mir, hahaha. Aber ich glaube, du weißt, was ich damit meine liebe Monika. 😉 Vielen Dank für diesen schönen Beitrag. Viele liebe Grüße Steph ❤
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Vielen Dank Dir liebe Steph. Liebe Grüße und einen schönen Sonntag wünsche ich Dir, Monika
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