Reale Angst verdrängt irrationale Angst

Wenn Menschen um ihre Existenz kämpfen müssen (in Kriegsgebieten oder Ländern mit großer Armut), gibt es kaum irrationale Ängste. Der Mensch ist mit dem Überleben im Hier und Jetzt so sehr beschäftigt, so dass er keine Zeit hat, sich Gedanken darüber zu machen, was in der Zukunft alles passieren könnte.

Jetzt könnte man sagen, dann geht es uns wohl zu gut und deshalb haben wir diese Ängste. Das stimmt aber nicht. Wir haben diese Ängste, weil wir nicht mehr im Hier und Jetzt verankert sind. Wir leben nicht im Moment und wir sind daher nicht präsent. Alles spielt sich nur noch im Kopf in einer fiktiven Zeit ab.
Dieses erstaunliche Phänomen des modernen Menschen gilt es zu erkennen. Ganz besonders dann, wenn wir unter Panikattacken leiden. Wahrscheinlich weist uns die Angst sogar genau darauf hin. Wir können ihr dafür dankbar sein.
Deshalb versuche ich euch immer wieder zu motivieren, zu meditieren, damit ihr erkennt, dass ihr mental überhaupt nicht vor Ort seid.
Wenn uns das nicht bewusst wird, dann haben wir nie wirklich gelebt. Wir sind dann nur damit beschäftigt, erstens irgendwelchen Zielen in ferner Zukunft hinterherzulaufen, die wir sowieso nie erreichen können und die uns daher auch nie glücklich und zufrieden machen können. Und zweitens sind wir außerdem noch Getriebene unserer eigenen Ängste, denen wir immer zu entkommen versuchen. Obwohl hier und jetzt alles vollkommen und schön ist, laufen wir mit einem wirren Kopf voran dem Paradies davon.
Dieses Verhalten wird sofort unterbrochen, sobald eine reale Gefahr auftaucht. Dann sind wir präsent und völlig klar. Kopf und Körper reagieren in Harmonie. Instinktiv. Dabei ist mir aufgefallen, dass gerade Menschen mit Panikattacken ganz besonders routiniert und mutig handeln. In einer tatsächlichen Gefahrensituation sind oft die Menschen, die sonst die Ruhe selbst zu sein scheinen, plötzlich panisch und hilflos.
Beim Erdbeben war ich es, die um 3.00 Uhr nachts aus dem Bett sprang und versuchte, zum Kinderzimmer zu laufen, was schier unmöglich war, so stark bebte die Erde, während der Vater der Kinder wie gelähmt war. In mir entwickelten sich in diesem Augenblick enorme Kräfte, obwohl ich noch gar nicht wußte, was eigentlich geschieht, da ich noch nie ein Erdbeben erlebt hatte. Diese Kräfte erlaubten es mir, dass ich nach und nach vorwärts kam und mich vom Bett im Schlafzimmer bis zum Türrahmen schleppen konnte. Dort hielt ich mich fest, damit das Schlagen von unten und das Schaukeln von der Seite mich nicht umwirft. Anschließend bekam ich Flügel – ich kann es nicht anders beschreiben – und flog regelrecht ins Kinderzimmer, um bei meinen Kindern sein und sie wenn nötig beschützen zu können. In diesem Augenblick hätte ich auch Wände wegreißen können.
Von Freunden habe ich gehört, wie irrational sich viele Familienmitglieder während dieser Zeit verhielten. Während die Frauen – wahrscheinlich wegen des Mutterinstinkts – sehr rational und mutig handelten, um die Familie zu schützen, verhielten sich gerade Männer sehr merkwürdig. Sie versuchten z.B. in der Küche den Küchenschrank festzuhalten, damit das Geschirr nicht zerbrach oder blieben einfach da, wo sie gerade waren, unfähig, sich zu bewegen. Andere sprangen aus dem Fenster und brachen sich die Knochen. Geholfen hat das aber niemandem. Sie konnten hinterher nicht erklären, warum sie gerade dieses oder jenes getan oder nicht getan hatten. Wahrscheinlich will man einfach nur irgendetwas tun, um der Situation zu entkommen. Man kann sich in diesen Momenten überhaupt nicht mehr kontrollieren. Alles verläuft völlig automatisch.
Ich lebe zur Zeit in einem Land, wo immer wieder mal wirtschaftliche und politische Krisen auftreten. Außerdem lassen sich auch Naturkatastrophen, wie Erdbeben oder Überflutungen öfter blicken. Mir ist aufgefallen, dass diese wirklich gefährlichen und sehr belastenden Ereignisse mich oft davon abhielten, mich mit irrationalen Ängsten zu beschäftigen. Dafür blieb dann gar keine Zeit.
Wenn ich nach Deutschland zu Besuch kam, musste ich immer darüber staunen, wie unflexibel mir meine lieben Verwandten und Bekannten erschienen. Spontane Situationen überforderten sie völlig, und bei ängstlichen Menschen lösten sie sogar Panikattacken aus. Dabei ist doch gerade diese Spontanität das, was das Leben ausmacht. Das Leben ist doch überhaupt nicht planbar.
So kam es, dass ich mich bei diesen Aufenthalten oft als Fremdkörper und Problem für diese Menschen fühlte. Anstatt Freude zu bringen, hatte ich das Gefühl, ich brachte Chaos und Unruhe in das scheinbar geordnete und kontrollierte Leben dieser mir so nahestehenden Herzen.
Ich glaube, es ist wichtig, dass das Leben uns ab und zu aus der routinierten Bahn wirft und wir erkennen, dass Spontanität und Flexibilität zum Leben gehören. Leben findet hier und jetzt statt, mit allem was da erscheint. Tatsächliche Existenzangst kann ein Faktor sein, der uns blitzschnell zum Moment führt und uns auch für längere Zeit aufzeigt, was im Leben wirklich wichtig ist.
Ein anderer Faktor, der den selben Effekt hat und nicht von außen motiviert ist, sondern von uns selbst Antrieb und Disziplin verlangt, ist die Meditation. Auch sie zeigt uns, ob wir ein freies Leben führen oder ein von der Angst, der Gewohnheit oder der Gesellschaft gesteuertes Wesen sind.
Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende mit viel Freude und Spontanität, Monika

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